Anna Seghers (Netty Reiling) 19.11.1900 - 1.6.1983
Biographie und Wirken Anna Seghers
Am 19. November 1900 wird die Autorin Anna Seghers in Mainz als Netty Reiling geboren.
Nach einem erfolgreichen Schulabschluss 1920, beginnt die Tochter des jüdischen Kunstsachverständigen Isidor Reiling, an der Universität Heidelberg ein akademisches Studium. Sie studiert Kunstgeschichte, Philologie, Geschichte und Sinologie.
1924 beendet Anna Seghers ihr Studium mit der Promotion
"Jude und Judentum im Werke Rembrands".
In diesem Jahr schreibt sie auch ihre erste Erzählung.
Die Toten auf der Insel Djal
- Sagen von Unirdischen
In dieser "Gespenster"-Geschichte verwendet die Autorin
zum ersten Mal ihr Pseudonym Anna Seghers, das sie ihr Leben lang
beibehält.
1925 heiratet Netty Reiling den kommunistischen Schriftsteller Radvanyi. Aus dieser Ehe gehen zwei Kinder hervor. Die junge Familie geht nach Berlin. Während Radvanyi sich in politischen Kreisen betätigt, schreibt Anna Seghers Geschichten. Obwohl die junge Frau, durch ihren politisch engagierten Mann viele Kontakte zu kommunistischen Kreisen hat, wird sie selbst erst politisch aktiv, als sie auch als Schriftstellerin Erfolg hat. Zwei erfolgreiche Geschichten entstehen in dieser Zeit der politischen Selbstfindung.
Für Grubetsch und Der Aufstand der Fischer von St. Barbara, erhält Anna Seghers 1927 den begehrten "Kleist-Preis". Der Aufstand der Fischer von St. Barbara wird später in der Sowjetunion verfilmt.
Als Sympathisantin des "Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller" tritt sie 1928 in die KPD ein, und wird wenig später Mitglied des Schriftstellerbundes.
In ihrem 1932 entstandenen Roman Gefährten warnt Anna Seghers vor dem drohenden Faschismus in Deutschland. Was ihr als Jüdin und Kommunistin besonders wichtig war, denn auch sie entsprach genau dem Feindbild der Nationalsozialisten, und war wie viele andere in Gefahr.
Nachdem sie 1933 bei der ersten Verfolgungswelle verhaftet wird, flieht sie mit ihrer Familie nach Paris. Dort, in ihren Exil schreibt sie von 1933 bis 1947 ihre besten Romane; darunter auch den Roman Der Kopflohn. Anna Seghers analysiert in diesem Buch die Ursachen für den Faschismus in Deutschland.
Der Roman Der Weg durch den Februar, zeigt einen Beispielaufstand gegen eine faschistische Regierung.
Einen besonderen Weltruhm erlangen, die im Exil geschriebenen Romane Das siebte Kreuz (1942), (verfilmt 1944 von F. Zinnemann) und Transit (span. 1944, dt. 1948). Noch bevor Anna Seghers einen neuen Verleger finden kann, marschieren deutsche Truppen in Frankreich ein. Im März 1941 flüchtet sie mit ihrer Familie auf einem langen Weg nach Mexiko-City. Die Zeit der Entbehrungen ist nun vorbei.
Der Roman Das siebte Kreuz wird in der USA zu einem Bestseller. Das Symbol des siebten Kreuzes steht für Anna Seghers für den unausweichlichen Untergang des Nationalsozialismus'.
Erst 1947 kann Anna Seghers ihr Immigrantenleben endlich aufgeben. Sie kehrt nach Berlin zurück und beendet dort ihren großen Roman Die Toten bleiben jung.
1950 zieht sie nach Ost-Berlin um und wird Mitbegründerin der Friedensbewegung der DDR, Mitglied des Weltfriedensrates sowie Mitglied der SED. Als Exponentin der DDR-Literatur ist sie von 1952 bis 1978 Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR und erhält 1951, 1959 und 1971 den Nationalpreis der DDR.
1952 bekommt sie für den weltberühmten Roman Das siebte Kreuz den "Georg Büchner-Preis" in Darmstadt und wird Vizepräsidentin des Kulturbundes der DDR.
Im Verlauf der nächsten Jahre unternimmt die Autorin viele Reisen, in östliche und westliche Länder. Anna Seghers ist eine Künstlerin in ihrem Land und spielt dort eine große politische und kulturelle Rolle, daher ist sie von den sonst üblichen Ausreisekriterien nie betroffen.
1960 wird sie mit dem "Vaterländischen Verdienstorden in Gold" geehrt.
Die während dieser Zeit entstandenen Romane sind der
Literaturauffassung des sozialistischen Realismus verpflichtet,
dennoch wird auch in ihnen der Einfluss von Autoren wie:
Franz Kafka Der
Prozess
DTV, TB, 310 Seiten (1998, ISBN: 3-423-02644-8, Euro 7,50 (oder
zum Herunterladen aus den
Klassikern
von Lettern.de)
oder
John Dos Passos Manhattan
Transfer
Rowohlt, TB, 332 Seiten, ISBN: 3-499-14133-7, Euro 7,50
deutlich, die nach den offiziellen Schreibvorgaben der Kunstdoktrin als formalistisch gebrandmarkt waren.
Nicht Machtgier oder Geltungssucht waren es, die Anna Seghers das Amt der Präsidentin des Schriftstellerverbandes über Jahre ausüben ließ, nein, es waren Pflichtgefühl und Enthusiasmus in den Aufbaujahren der DDR, mit der Hoffnung den Gegensatz zwischen politischer Macht und künstlerischem Geist zu überwinden. Dies ist jedoch Anna Seghers, wie vielen anderen Künstlern auch, nie gelungen.
Westliche Verlage boykottierten die Autorin, während die DDR Verlage sich um sie rissen, obwohl DDR-Ideologen in ihren Büchern den sozialistischen Helden vermissten.
Enttäuscht musste Anna Seghers am Ende erkennen, dass ihr Lebensdogma, "Ein gerechtes, menschliches Deutschland", auch in der DDR nicht verwirklicht werden würde. Trotzdem hielt sie ihrem Staat bis zu ihren Lebensende die Treue.
Am 1. Juni 1983 stirbt Anna Seghers in Ost-Berlin.
Literaturhinweis:
Christiane Zehl Romero: Anna
Seghers, Monographie
1900 -1947
Aufbau Verl., Berlin, geb. Ausgabe, 560 Seiten (2000), ISBN:
3-351-03498-9, Euro 30,00
Christiane Zehl Romero: Anna
Seghers, Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten
Rowohlt, TB, 160 Seiten (1993), ISBN: 3-499-50464-2, Euro 7,90
Anna
Seghers - Eine Biographie in Bildern
Aufbau Verlag, TB, 262 Seiten, ISBN: 3-351-02502-5, Euro 20,00
Dieses Bildband enthält unter anderem historische Schätze und Fundstücke aus dem Leben Anna Seghers mit Fotos, Anzeigen und original Texten, sowie einen Essay von Christa Wolf zu Anna Seghers.
© Kathie Meier
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