Thommie Bayer -
Die
gefährliche Frau Piper
Verlag
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"Ist Ihr Mann treu? Finden Sie es heraus." Mit dieser Kleinanzeige wirbt Vera Sandin für ihren ungewöhnlichen Service: Eifersüchtige und/oder betrogene Ehefrauen können Vera beauftragen, die Treue des Gatten einer gründlichen Prüfung zu unterziehen.
Wenn die attraktive Vera sich aufgefittet hat, kann ihr kaum jemand widerstehen, denn sie verfügt über das, was man in den Siebziger Jahren "Sexappeal" nannte. Und so landen die Männer dort, wo Vera sie haben möchte: In einem großen Bett, das in Veras - als Wohnung hergerichtetem - Büro steht. Die geschickt platzierten Videokameras sind stets in Bereitschaft. Nach wenigen Stunden ist der Beweis für den Betrug versandfähig - und Veras Portemonnaie gefüllt. Auch so können Ehen zerstört werden.
Bayers Thema ist nicht neu. Derartige Treutests geisterten jahrelang durch die Yellow Press und durch diverse Talkshows. Aber dem Autor gelingt es, seiner Geschichte eine andere Wendung zu geben.
Vera Sandin geht es nicht ums Geldverdienen, sondern um eine spezifische Form der Rache. Das Leben hat sie zu einer ambivalenten, einsamen und psychisch desorientierten Frau gemacht, die Zeit ihres Lebens von Männern benutzt und erniedrigt wurde. Durch ihren Beruf vertauscht Vera die Rollen. Nun benutzt sie!
Der Spannungsbogen der Geschichte beginnt dort, wo Vera Sandin auf den Schriftsteller Axel Behrendt angesetzt wird. Der Mann gefällt ihr, er stellt Fragen und verhält sich ungewohnt widerborstig, denn es gelingt ihm, Vera zu widerstehen.
Axel Behrendt liebt seine Ehefrau, die nicht Veras Auftraggeberin ist. Denn auch er steckt inmitten eines Ränkespiels. Aber Autor und Mensch A. B. interessieren sich für Veras Lebensgeschichte. Bei jeder Begegnung erfährt er – und damit der Leser – ein bisschen mehr darüber, weshalb die Protagonistin den Schock über all ihre seelischen Misshandlungen nicht überwinden kann. Schlussendlich kommen die beiden sich doch näher – und beide führt dieser Schritt noch ein Stückchen weiter ins Unglück.
Liebe schmerzt! Das ist die Botschaft der "gefährlichen Frau". Wenn ein Autor in die Rolle seiner Erzählerin schlüpft, geht das – wie auch im umgekehrten Fall - meistens schief. Thommie Bayer ist es erstaunlicherweise gelungen, seine Heldin zu einer geschlossenen Person zu machen, die glaubwürdig erscheint. Obwohl man deutlich zu spüren glaubt, dass der Schriftsteller Axel Behrendt dem Autor Thommie Bayer mental näher steht.
Bayer hält sein Thema tapfer durch. Gegen Ende brilliert er noch mit einem Perspektivwechsel. Manche von Veras Erinnerungen sind vielleicht zu krass – oder besser gesagt: allzu plakativ - geraten. So ist die Szene mit den geifernden Down-Syndrom-Voyeuristen gewiss nicht für empfindsame Seelen geeignet.
Tiefgründig ist dieser neue Roman des Autors nicht. Aber es ist durchaus eine Kunst, gekonnt an der Oberfläche zu bleiben und seine Leser gut zu unterhalten.
© Heide John 2005
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