Günther Bentele -
Schwarzer Valentinstag Bertelsmann Verlag |
Manche Bücher sind schwer zu beurteilen. Auf der einen Seite möchte man sie in den Himmel loben, weil sie nicht nur gut geschrieben sind, sondern auch, weil die Story fesselt und die Charaktere dreidimensional gestaltet sind. Auf der anderen Seite steht da das Problem, dass der Autor zwei Geschichten versucht hat zu einer zu verweben, und das nicht so wirklich hinbekommen hat.
Zur Story: Die Geschichte soll - laut Buchrücken - ein aufwühlender Kriminalfall
sein, der im Mittelalter spielt.
Christoph, Sohn eines Kaufmanns, muss mit ansehen wie sein Vater wegen
angeblichen Gewichtbetrugs zuerst gefoltert und schließlich zum Tode durch das
Beil verurteilt wird.
Das Urteil jedoch wird nicht vollstreckt, da der Kaufmann drei Zahlen in die
Menge hineinschleudert und aufgrund dessen als vogelfrei erklärt und aus der
Stuttgart vertrieben wird. Christoph und sein Vater verlassen die Stadt und
versuchen unterzukommen, werden jedoch abgewiesen, da die Angst
vorherrscht, wer Vogelfreien hilft, wird selber dem Gericht vorgeführt.
Trotz alledem bekommen die beiden Unterstützung von zwei Männern, die sie auf
ihrer Reise begleiten.
Auf der Reise stirbt Christophs Vater. Christoph schwört Rache und
will die Unschuld seines Vaters beweisen, in dem er in Straßburg Nachforschungen
anstellen will.
Auf der Reise nach Straßburg lernt er eine kleine Gauklertruppe kennen, die ihn
erst einmal aufnimmt. Einer aus der Truppe, eine Junge namens Philo, wird allmählich sein bester Freund. Zusammen
trffen sie in Straßburg ein, wo die
Gaukler ihre Kunststücke vorführen. Derweil versucht Christoph sein Glück als
Bettler; schließlich ist man noch immer auf der Suche nach ihm, und eine solche
Verkleidung scheint angemessen.
Und dann passiert ein Mord an einem Bettler. Die Suche der Wachen nach dem
Mörder ist eher schleppend, schließlich ist es nur ein Bettler, und wer vermisst
ihn schon. Währenddessen versuchen Philo und Christoph hinter das Geheimnis der
drei Zahlen zu kommen und lernen dabei eine jüdische Familie kennen.
Und mit diesem Element beginnt die zweite Geschichte:
In der Zeit, in der Christoph in Straßburg versucht der Gerechtigkeit auf den
rechten Weg zu verhelfen, kommt die Pest. Und Schuld an der Pest sind natürlich
die Juden!
Sie sind es, die die Brunnen vergiften. So zumindest die landläufige Überzeugung
der christlichen Bevölkerung, die immer wieder Hetztiraden startet und es
schafft, mehr und mehr Menschen gegen die Juden aufzuwiegeln. Es
erschallen sogar Hurra-Rufe, als bekannt wird, dass in immer mehr Städten die
Juden öffentlich auf Scheiterhaufen verbrannt werden. Doch der Rat der Stadt
stellt sich grundsätzlich auf die Seite der Juden, wenngleich nicht ohne
Hintergedanken; schließlich ist es das Volk der Juden, dem es einzig
gestattet ist Geld gegen Zinsen zu verleihen.
Christoph wird hingegen herzlich von der jüdischen Familie aufgenommen und
verliebt sich in die Tochter Esther. Doch diese Beziehung wird durch die
Hetzkampagnen sehr belastet.
Und während Christoph und Paulo sich weiter um den Fall kümmern, geschieht ein
zweiter Mord. Ebenfalls an einem Bettler, den man in der Ill findet. Man
verbreitet, dass es sich bei dem Toten um Christoph handelt. Warum, weiß der
Leser
jedoch nicht.
So nach und nach finden sich neue Hinweise und Christoph und Paulo kommen
dahinter, was es mit den Zahlen auf sich hat.
Es geht um...
Nun, all zu viel will ich auch nicht verraten.
Der Rat entpuppt sich als Verräter und lässt das Volk gewähren, was ihre
Wut auf und ihre Angst vor den Juden angeht.
Und das Volk reagiert...
Trotz des Massenmordes an den Juden geht das große Sterben durch den Schwarzen
Tod weiter, und auch Philo scheint es erwischt zu haben.
Zum Schluss findet Christoph die Beweise mit der Gewichtfälscherei auch in Form
von Briefen. Als er wieder in Stuttgart ist, erfährt er jedoch, dass es dieser
Beweise gar nicht mehr bedurfte, da einer der Täter ebenfalls von der Pest
heimgesucht wurde und ein umfassendes Geständnis abgab.
Fazit: Schwarzer Valentinstag ist ein sehr gut geschriebenes Jugendbuch, das
auch die sozialen Missstände im Mittelalter schonungslos offen legt. Einige
Szenen gehen sehr an die Nieren und zeigen Situationen, die mir in dieser Form
noch nicht bekannt waren.
Leider sind die beiden Geschichten ein bisschen ungeschickt miteinander
verbunden. Trotzdem empfehle ich dieses Buch, klärt es doch über das bittere
Leben im Mittelalter auf und ist ein Plädoyer für das Zusammenleben
verschiedener Religionen.
© Michael Vogl 2007
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