Günther Bentele - Schwarzer Valentinstag Günther Bentele - Schwarzer Valentinstag

Bertelsmann Verlag
(ab 12 Jahre)
broschiert, 350 Seiten
7
,90 €
ISBN: 978-3-570-30146-3

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Manche Bücher sind schwer zu beurteilen. Auf der einen Seite möchte man sie in den Himmel loben, weil sie nicht nur gut geschrieben sind, sondern auch, weil die Story fesselt und die Charaktere dreidimensional gestaltet sind. Auf der anderen Seite steht da das Problem, dass der Autor zwei Geschichten versucht hat zu einer zu verweben, und das nicht so wirklich hinbekommen hat.

Zur Story: Die Geschichte soll - laut Buchrücken - ein aufwühlender Kriminalfall sein, der im Mittelalter spielt.
Christoph, Sohn eines Kaufmanns, muss mit ansehen wie sein Vater wegen angeblichen Gewichtbetrugs zuerst gefoltert und schließlich zum Tode durch das Beil verurteilt wird.
Das Urteil jedoch wird nicht vollstreckt, da der Kaufmann drei Zahlen in die Menge hineinschleudert und aufgrund dessen als vogelfrei erklärt und aus der Stuttgart vertrieben wird. Christoph und sein Vater verlassen die Stadt und versuchen unterzukommen, werden jedoch abgewiesen, da die Angst vorherrscht, wer Vogelfreien hilft, wird selber dem Gericht vorgeführt. Trotz alledem bekommen die beiden Unterstützung von zwei Männern, die sie auf ihrer Reise begleiten.
Auf der Reise stirbt Christophs Vater. Christoph schwört Rache und will die Unschuld seines Vaters beweisen, in dem er in Straßburg Nachforschungen anstellen will.
Auf der Reise nach Straßburg lernt er eine kleine Gauklertruppe kennen, die ihn erst einmal aufnimmt. Einer aus der Truppe, eine Junge namens Philo, wird allmählich sein bester Freund. Zusammen trffen sie in Straßburg ein, wo die Gaukler ihre Kunststücke vorführen. Derweil versucht Christoph sein Glück als Bettler; schließlich ist man noch immer auf der Suche nach ihm, und eine solche Verkleidung scheint angemessen.
Und dann passiert ein Mord an einem Bettler. Die Suche der Wachen nach dem Mörder ist eher schleppend, schließlich ist es nur ein Bettler, und wer vermisst ihn schon. Währenddessen versuchen Philo und Christoph hinter das Geheimnis der drei Zahlen zu kommen und lernen dabei eine jüdische Familie kennen.

Und mit diesem Element beginnt die zweite Geschichte:

In der Zeit, in der Christoph in Straßburg versucht der Gerechtigkeit auf den rechten Weg zu verhelfen, kommt die Pest. Und Schuld an der Pest sind natürlich die Juden!
Sie sind es, die die Brunnen vergiften. So zumindest die landläufige Überzeugung der christlichen Bevölkerung, die immer wieder Hetztiraden startet und es schafft, mehr und mehr Menschen gegen die Juden aufzuwiegeln. Es erschallen sogar Hurra-Rufe, als bekannt wird, dass in immer mehr Städten die Juden öffentlich auf Scheiterhaufen verbrannt werden. Doch der Rat der Stadt stellt sich grundsätzlich auf die Seite der Juden, wenngleich nicht ohne Hintergedanken; schließlich ist es das Volk der Juden, dem es einzig gestattet ist Geld gegen Zinsen zu verleihen.
Christoph wird hingegen herzlich von der jüdischen Familie aufgenommen und verliebt sich in die Tochter Esther. Doch diese Beziehung wird durch die Hetzkampagnen sehr belastet. Und während Christoph und Paulo sich weiter um den Fall kümmern, geschieht ein zweiter Mord. Ebenfalls an einem Bettler, den man in der Ill findet. Man verbreitet, dass es sich bei dem Toten um Christoph handelt. Warum, weiß der Leser jedoch nicht.
So nach und nach finden sich neue Hinweise und Christoph und Paulo kommen dahinter, was es mit den Zahlen auf sich hat. Es geht um... Nun, all zu viel will ich auch nicht verraten.
Der Rat entpuppt sich als Verräter und lässt das Volk gewähren, was ihre Wut auf und ihre Angst vor den Juden angeht. Und das Volk reagiert... Trotz des Massenmordes an den Juden geht das große Sterben durch den Schwarzen Tod weiter, und auch Philo scheint es erwischt zu haben.
Zum Schluss findet Christoph die Beweise mit der Gewichtfälscherei auch in Form von Briefen. Als er wieder in Stuttgart ist, erfährt er jedoch, dass es dieser Beweise gar nicht mehr bedurfte, da einer der Täter ebenfalls von der Pest heimgesucht wurde und ein umfassendes Geständnis abgab.

Fazit: Schwarzer Valentinstag ist ein sehr gut geschriebenes Jugendbuch, das auch die sozialen Missstände im Mittelalter schonungslos offen legt. Einige Szenen gehen sehr an die Nieren und zeigen Situationen, die mir in dieser Form noch nicht bekannt waren.
Leider sind die beiden Geschichten ein bisschen ungeschickt miteinander verbunden. Trotzdem empfehle ich dieses Buch, klärt es doch über das bittere Leben im Mittelalter auf und ist ein Plädoyer für das Zusammenleben verschiedener Religionen.

© Michael Vogl 2007


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