Rüdiger Bertram: Knastkinder Rowohlt Verlag
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Erschütternder Blick hinter die Fassaden in Manila
Rüdiger Bertram hat aus seinem Theaterstück "Knastkinder" inzwischen auch ein Jugendbuch gemacht, das mit 128 Seiten zwar recht kurz ist, aber mit erschütternder Offenheit die Situation vieler Kinder in Manila (und nicht nur dort) beschreibt.
Der 12-jährige Jonathan muss die Sommerferien mit seinen Eltern auf den Philippinen verbringen. Statt Strandurlaub stehen Besuche bei der Familie seines Vaters auf dem Programm und Besichtigungen. Dazu hat Jonathan schon nach wenigen Tagen keine Lust mehr und er täuscht Kopfschmerzen vor, um dann alleine die Stadt erkunden zu können. Der Titel und der Klappentext verraten schon, dass Jonathan im Gefängnis landet.
Der Autor zeigt durch Jonathans Augen eine Welt, die Touristen in Asien normalerweise nicht zu sehen bekommen. Die Slums und das Leben der Menschen dort, insbesondere der Kinder, die schon für den Diebstahl einer Flasche Wasser für einige Monate im Kindergefängnis landen können. Eine Welt, in der nur die Stärksten überleben und die Menschenrechte allzu oft auf der Strecke bleiben. Man merkt deutlich, dass Rüdiger Bertram auch Drehbücher schreibt, so lebendig und fesselnd sind die Schilderungen. Beim Lesen musste ich einige Male schlucken.
Auch wenn "Knastkinder" den meisten erwachsenen Lesern vermutlich nicht viel Neues erzählt, macht es auf eindringliche Weise bewusst, wie bequem und sicher das eigene Leben ist und appelliert an die Leser, diesen Kindern zu helfen, ohne aufdringlich zu sein. Ein sehr lesenswertes Buch, nicht nur für Jugendliche.
© Monika Stache 2009
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