Simone
Borowiak - Pawlows Kinder Eichborn Verlag
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Was ist mit ihm, dem viel gescholtenen deutschen Humor? Für viele, denen Erscheinungen wie Tom Gerhard und Wiegald Boning als traurige Abfallprodukte der Konsumgesellschaft gelten, bietet alleine das Satiremagazin Titanic seit Jahren die Lachgewissheit, mit vielseitigem, stets hintersinnigem Humor über und unter der Gürtellinie. Simone Borowiak war sieben Jahre lang Matrosin auf dem unsinkbaren Humor-Dampfer. Da verspricht man sich doch einiges Vergnügen von ihrem neuesten (übrigens nicht ersten) Buch Pawlows Kinder.
Als Schauplatz wählte Borowiak die Schule, ein Ort, der eigentlich jedem recht gut vertraut sein sollte. In ein eh' schon sehr bunt gemischtes Kollegium, steckt sie nun einen Berufsanfänger, wegen seiner kämpferischen Seele 'Cromwell' genannt. Cromwell schlägt auch gleich munter zu, stellt sich eine Klasse aus lauter exotischen Schülern zusammen, die Skala von Selbstüberschätzung bis zur tiefsten Depression wird ausgefüllt. Mit mehr oder weniger psychologischem Talent versucht er nun aus seinem bunten Haufen eine homogene Gruppe zu bilden, leistet sich nebenher Duelle mit einem Großkotz von Kollegen, verreist mit einer älteren Kollegin nach Italien, hütet eine Katze und hat eine Liebesaffäre mit der hübschen Musiklehrerin. Am Ende kommt ihm schließlich noch ein wenig erfreuliches Kapitel seiner eigenen Kindheit hoch, und dann ist das Buch zu Ende.
Leider vertieft sich die Autorin an vielen Stellen zu stark in psychologische Verstrickungen, indem viele Macken und Komplexe der Akteure aufgelöst werden wollen, was im Buch wunderbar klappt, allerdings recht weltfremd wirkt und beim Lesen ein unangenehmes Gefühl hinterlässt.
Wenn sich Simone Borowiak in diesem Punkt etwas zurückgehalten hätte, wäre kaum etwas zu beanstanden gewesen. Sie zeigt ihr satirisches Geschick, schildert uns die verschrobensten Lehrer und Schüler in den buntesten Farben, dass es eine Freude ist. Hier müsste es schon nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn nicht jeder Leser an eigene Erfahrungen oder Begegnungen aus der eigenen Schulzeit erinnert wird. Hinterher kann man schließlich über fast alles schmunzeln.
© Till Weingärtner 2001
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