|
Eoin Colfer - Artemis
Fowl
List Verlag
|
“Watch out, Harry Potter!”
Mit
diesem Slogan wirbt der englische Verlag für den Roman Artemis Fowl. Und
auch in Deutschland wird mit einigem Aufwand dieser Roman zum Konkurrenzprodukt
zu Harry Potter gepusht.
Da ich zu den wenigen Nichtfans von
Harry Potter gehöre, war ich schon ein wenig gespannt. Und
als ich eine kleine Leseprobe in den Händen hielt, war ich von Artemis Fowl
begeistert. So begeistert, dass ich
diesen Roman 3 Monate vor seinem öffentlichen Erscheinen vorbestellt hatte. Gekauft,
aufgerissen, gelesen, und festgestellt, das eine Schwalbe nun mal keinen Sommer
macht.
Kurz zur Story:
Artemis Fowl ist ein 12jähriger Bub. Na ja, eigentlich ist er ein Genie mit einer überragenden Intelligenz, die er jedoch eher für kriminelle Aktivitäten einzusetzen pflegt, um das Vermögen der Fowls zu bereichern. In diesem Fall versucht er, an Feengold zu kommen. Unterstützung erfährt er dabei von einer menschlichen Kampfmaschine namens Butler und einem Mädchen namens Juliette, Butlers kleine Schwester.
Zuerst luchst er mit einem Trick einer alkoholkranken Elfe das geheime Buch der Unterirdischen ab. Dann gelingt es ihm sogar, eine Elfe des Irischen Unterirdischen Corps gefangen zu nehmen und als Geisel zu halten. Die Elfen sind übrigens nicht so, wie man Elfen kennt. Nicht nur, dass sie futuristische Waffen besitzen und sich nahezu perfekt in Elektrotechnik auskennen, nein, sie sind auch vollständig durchorganisiert.
Als die Elfe “Holly Short” von Artemis Fowl entführt wird (ebenfalls durch einen Trick), versuchen die Elfen sie aus den Klauen des Oberirdischen zu befreien. Und sie sind nicht auf den Kopf gefallen und versuchen ebenfalls, mittels Tricks diese Aktion durchzuführen. Das heißt, zuerst mittels Brechstange (wozu gibt es die Einsatztruppe?). Das geht jedoch in die Hose. Dann setzen sie einen Zwerg an - genauer einen Tunnelzwerg. Tunnelzwerge sind Wesen, die es nicht nur schaffen, ihre Kiefer auszuhängen, nein, sie sind auch in der Lage, sich in Sekundenschnelle einen Gang zu fressen (je nachdem, wie die Erde beschaffen ist). Die Elfen schaffen es, einen Zeitstopp über das Fowlsche Anwesen zu legen, und Mulch, der Tunnelzwerg, frisst sich seinen Weg von unten hinein.
Ab da beginnen die Schwierigkeiten für Artemis Fowl. So nach und nach gleiten ihm die Zügel aus der Hand. Dennoch gelingt es ihm, seinen Plan durchzuführen. Doch auch bei den Elfen klappt nicht alles so, wie sie es planen. Das Militär reißt mittels Intrigen die Macht an sich und hetzt einen Troll auf das Fowlsche Anwesen mit dem Zweck, die Bewohner zu töten, ohne Rücksicht auf Holly, die noch weiterhin Geisel Artemis ist.
Und dann beginnt etwas, was sich weder Mensch noch Elfen je haben träumen lassen: sie müssen zusammen arbeiten, um ihren Feind, den Troll, an seinem Vorhaben zu hindern. Was ihnen natürlich auch gelingt. Schließlich spielt Artemis seinen letzten Trumpf aus. Er beweist, dass das Unmögliche machbar ist und erfüllt sich noch einen Wunsch (bzw. lässt ihn erfüllen.) - sogar einen sehr, sehr menschlichen.
Fazit:
Artemis Fowl ist ein Roman, der um einiges frecher ist als Harry Potter. An einigen Stellen kommt der Galgenhumor sehr zum Tragen. Leider geht das Buch nach dem Motto: Stark anfangen und dann kräftig nachlassen. Einen Minuspunkt gibt es schon dafür, das ich bei einem Titel namens Artemis Fowl die Hauptfigur Artemis Fowl auch ein bisschen mehr im Mittelpunkt sehen möchte. Am Anfang war er es, dann wurde er mehr und mehr in den Hintergrund gedrückt. Die Aktivitäten der Elfen überschwemmten das Genie des 12jährigen.
Einen weiteren Minuspunkt vergebe ich für die Stellen, die mit der Zeit immer kitschiger werden und eher an eine langweilige Klamotte erinnern denn an eine erfrischende Komödie. Ob die Hinweise gegen die Umweltverschmutzung nun wirklich als 'Message' rüberkommen oder doch eher als lästig empfunden werden, das muss der Leser selbst entscheiden.
Ich finde, es ist kein Buch, das man mit aller Macht und Gewalt haben muss, aber wem es zufällig in die Hände fällt, der kann es ruhig lesen, darf aber kein Highlight erwarten.
Apropos Gewalt: In England ist dieses Buch aufgrund seiner gewalttätigen Szenen sehr umstritten. Ich glaube, soviel Gewalt wie angeprangert wird, ist nicht wirklich zu finden, zumal das Buch auch mehr für die Zielrichtung der Erwachsenen gedacht ist. Und wenn man sich Jugendbücher um TKKG und Co. ansieht, wird da auch nicht grade zimperlich mit den Charakteren umgesprungen. Und das sind Bücher, die schon ab 10 Jahren empfohlen werden.
Von daher sollte man kein Vorhängeschloss an diesen Roman anbringen.
© Michael Vogl 2001
Aktuelle Kinderbuch-Rezensionen | |
Aktuelle Rezensionen | |
Aktuelle Hörbuch-Rezensionen | |
Rezensionen von A-Z | |
Rezensionen nach Genre |
Rezensionen von lettern.de