Colin Cotterill: Totentanz für Dr. Siri - Rezension Literaturmagazin Lettern.de Colin Cotterill: Totentanz für Dr. Siri

Manhatten Verlag
Übersetzung: Thomas Mohr
Hardcover
, 324 Seiten
17
,95 €
ISBN: 3-442-54665-6
Hörbuch:
3-837-10448-6

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Kommunismus und Geister

In dem neuen Krimi "Totentanz für Dr. Siri" schickt der Autor Colin Cotterill seinen exzentrischen Pathologen Dr. Siri in eine Bergwelt voller Geister.

Der einzige Leichenbeschauer Laos, Dr. Siri, und seine Krankenschwester Dtui werden 1977 in die Provinz geschickt, um einen skurrilen Leichenfund zu untersuchen. Die Zeit drängt, denn eine Woche später soll eine große Veranstaltung stattfinden, um die Freundschaft zwischen Laos und Vietnam zu feiern. Die kommunistischen Kader sind deswegen äußerst nervös. Vor allem als bekannt wird, dass der Tote Kubaner war. Während Siri und Dtui versuchen Licht in die Affäre zu bringen, weil der Hauptermittler Lit unfähig ist, wird deren Assistent, der mongoloide Geung von Soldaten verschleppt. Nachdem seine Flucht gelungen ist, macht er sich zu Fuß auf den Weg zur Pathologie. Von alldem ahnen Siri und Dtui nichts. Dtui wird durch den liebeskranken Lit in Verwirrung gestürzt. Und Siri kann nicht sonderlich gut schlafen, denn Punkt Mitternacht weckt ihn laute Discomusik, die nur er hören kann. Schon bald wird sein Schamanenwissen genauso gefordert werden, wie sein kriminalistisches.

Wer ausgiebige forensische Untersuchungen erwartet, wie zum Beispiel in den Romanen von Kathy Reichs, Patricia Cornwall und Simon Beckett, wird hier enttäuscht werden. Auch wenn der Held der Krimireihe ein Leichenbeschauer ist, steht die Forensik nicht im Vordergrund. Sie wird sogar ziemlich schnell abgehandelt. Wenn man sich aber nun enttäuscht abwendet, entgeht einem ein sympathisches und spannendes Buch. Cotterill hat mehr mit William Marshall gemeinsam, als mit vorgenannten Autoren. Er legt eine stimmige Mischung aus Krimi, Humor und Mystery vor. Die Exotik wird dabei sehr groß geschrieben. Nicht nur die Handlung spielt in Laos, sondern auch noch während der kommunistischen Herrschaft. Auch mystische Aspekte wie Aberglaube, Geister, Schamanismus und Voodoo spielen eine Rolle. Insgesamt scheint das eine krude Mischung zu sein. Aber das Buch strotzt nur so von sehr gutem, trockenen, typisch britischen, Humor. Auch fabelhafte Einfälle und schöne Formulierungen machen das Buch zu einem Volltreffer. So zum Beispiel wenn Cotterill auf Seite 103 über das Verhältnis von Volk und Kommunismus zu dem Schluss kommt: "Nichts war einem gelungenen Volksaufstand abträglicher als die Existenz echter Menschen und der Druck, deren überzogene Ansprüche zu befriedigen." Manchmal droht sich der britische Autor aber in Nebensträngen zu verzetteln. Der eigentliche Kriminalfall gerät ein ums andere Mal aus dem Blick und Nebenaspekten wird mehr Raum gegeben. So merkt man auch bald, dass der eigentliche Fall im Grunde nichts Besonderes ist. Dennoch ist das Ganze so charmant, witzig, spannend und stimmungsvoll erzählt, dass auch die lapidare Auflösung nicht ins Gewicht fällt.

Witzig, spannend, exotisch nicht nur im Hintergrund, sondern auch in der Zeit. Ein widerwilliger und ungewöhnlicher Held, der zu überzeugen weiß. Ein idealer Krimi für den Strandurlaub.

© Jons Marek Schiemann 2010


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