Michael Cox: Schatten der Zeit Droemer/Knaur Verlag |
Schon Michael Cox Erstling In der Mitte der Nacht galt als Must-have für Leser, die Romane aus der viktorianischen Zeit lieben. Mit "Schatten der Zeit" hat er nun die – auch unabhängig vom Debüt gut lesbare – Fortsetzung vorgelegt.
Im Jahre 1876 bewirbt sich die 19-jährige Esperanza Alice Gorst bei Lady Tansor um die Stelle einer Zofe. Vom ersten Augenblick an wird klar, dass Esperanza keine gewöhnliche Zofe ist: Ihr gesamter Habitus und ihre immer wieder hervorscheinende Bildung belegen, dass sie selbst ein "Lady" sein muss. Das begreifen nicht nur ihre Herrin und deren Söhne, sondern auch das gesellschaftliche Umfeld.
Der in der Ich-Perspektive erzählte Roman lässt seine Leser teilhaben am Auftrag, den die Protagonistin zu erfüllen hat. Nach und nach werden dunkle Familiengeheimnisse, Intrigen und bösartige Machenschaften enthüllt und aufgeklärt. Der Leser befindet sich diesbezüglich stets auf demselben Stand wie Esperanza Alice Gorst – gemeinsam mit ihr begibt er sich auf die Suche nach dem Sinn ihrer Anwesenheit auf Evenwood und gemeinsam mit ihr gelingt es ihm die vielen kleinen und großen Rätsel zu entschlüsseln.
Michael Cox, der im Frühjahr 2009 verstarb, arbeitete als Lektor bei Oxford University Press und hat z. B. das Oxford Book of Victorian Ghost Stories und das Oxford Book of Victorian Detective Stories herausgegeben. Seine profunde Kenntnis des viktorianischen Zeitalters spiegelt sich auch in der Sprache und im Stil dieses historischen Romans wider.
Der 686 Seiten starke Roman hebt sich wohltuend von der Masse des Genres ab. Er besticht durch seine intelligent gestaltete Komplexität, seine metaphernreiche Sprache, die geschickt aufgebaute Handlung und durch psychologisch gut nachvollziehbare Charaktere.
Für Fans von historischen Romanen ist folglich auch "Schatten der Zeit" ein uneingeschränkt zu empfehlendes Must-have.
© Heide John 2010
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