Carolina de Robertis: Die unsichtbaren Stimmen Krüger Verlag |
Eine südamerikanische Familiengeschichte
Schon als Kind sammelte Carolina de Robertis Geschichten. Als sie zwölf Jahre alt war, erzählte ihr Vater ihr alle ihm bekannten Geschichten über die eigene Familie. In ihrem ersten Roman hat sie die Schicksale der Frauen ihrer Familie und einiger Freunde verarbeitet. Schauplatz ist Südamerika, hauptsächlich Montevideo.
Beginnend mit der Geschichte der Urgroßmutter Pajarita führt sie ihre Leser von der Jahrhundertwende 1900 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts durch bewegte Jahre der südamerikanischen Geschichte. Eine interessante Mischung, die mit mystischen Ereignissen beginnt, als Pajarita noch auf dem Land wohnt. Später wird das Leben der Frauen durch den Umzug in die Stadt Montevideo, sowie die sozialen und politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts geprägt. Während Pajarita noch Analphabetin ist, wird ihre Tochter Eva Dichterin und Evas Tochter Salomé hat die Möglichkeit an der Hochschule zu studieren.
"Aber Töchter werden nicht so, wie man sie zu formen versucht, das wusste sie selbst am besten." schreibt die Autorin über Eva und beschreibt damit sehr treffend die Mutter-Tochter-Beziehungen in diesem Roman. Männer spielen in diesem Roman keine große Rolle, weder als Väter, Ehemänner noch Brüder.
Besonders gut gefallen hat mir die oft poetische und originelle Sprache, die Carolina de Robertis verwendet, sowie die warmherzige Schilderung des Alltagslebens, der sich teilweise kaum verändernden Sitten und Gebräuche. Maté-Tee gehört in allen Generationen genauso dazu wie Empanadas und einige andere Gerichte.
Insbesondere in der zweiten Hälfte habe ich mir eine Zeittafel gewünscht, weil ich mit der Geschichte Uruguays und Argentiniens nicht sehr vertraut bin. Ein Vor- oder Nachwort der Autorin wäre auch interessant gewesen. Auf der Homepage von Carolina de Robertis ist ein längeres und sehr interessantes Interview mit ihr.
Ein bemerkenswertes Erstlingswerk, bei dem mir den Einstieg etwas schwer fiel, das mit zum Ende hin immer besser gefiel. Einen Stern Abzug für den etwas spröden Anfang und die fehlende Zeittafel.
© Monika Stache 2010
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