Hans Dominik - Das Erbe der Uraniden Heyne Verlag
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"Bei kriegerischen Auseinandersetzungen wird auf der Insel Coiba vor Panama ein nuklearer Schwelbrand ausgelöst, der wie ein Krebsgeschwür um sich greift. Die Wissenschaftler und Techniker sind ratlos. Da erreichen Signale von der Venus die Erde. Dort ist ein Raumschiff einer technisch überlegenen Rasse aus einem anderen Sternsystem gestrandet. Deren Wissen könnte die Erde retten. Doch als die Expedition von der Erde den Nachbarplaneten erreicht, ist der letzte Uranide seit ein paar Stunden tot. Die fieberhafte Suche nach dem 'Erbe' beginnt," berichtet die Inhaltsangabe.
Das Buch enthält nicht nur den eigentlichen Roman; viele literaturwissenschaftliche Hintergrundinformationen sind als Anlage beigefügt. Diese Texte sind Unterlagen, die direkt aus der Feder Dominiks stammen und Aufschluss über Arbeits- und Denkweise Dominiks geben. Die Geschichte um das Erbe der Uraniden ist eine Mischung aus Liebesroman, Abenteuergeschichte und Science-Fiction.
Die Atomenergie ist ein Thema, mit dem sich Dominik auseinandersetzt, aber auch die Eroberung des Weltraums, irdische Verkehrsfragen und der Kontakt zu anderen Lebensformen, die aus der Tiefe des Raumes kommen, werden hier thematisiert. Das Buch ist an vielen Stellen schwierig zu lesen. Unvollständige Sätze, dahin geworfene Worte, die so wirken, als würden sie gesprochene Sprache wiedergeben, viele Punkte - der Schreibstil Dominiks ist schon ungewöhnlich. Man muss schon viel Geduld mit ihm aufbringen, wenn man das Buch bis zum Ende lesen möchte. Das Durchhaltevermögen wird aber belohnt. Es gibt hier eine gut erzählte Geschichte, die zwar Dominiks beruflichen Hintergrund als Techniker offenbart, gleichzeitig aber auch herzerfrischend naiv wirkt. Die Venus sieht wie die Erde aus. Die Uraniden sind zu groß geratene Menschen. Gut und Böse sind scharf voneinander getrennt. Die Helden überleben problemlos die größten Gefahren; wo andere scheitern, sind sie erfolgreich. Müssen reale Techniker kühne Erfindungen erst noch im Experiment testen, sind diese Testphasen hier nicht notwendig; die Erfindungen funktionieren problemlos.
Am Ende fehlt der letzte Biss; wie soll ich sagen - die Handlung löst sich viel zu leicht in Wohlgefallen auf, als dass die Geschichte spannend wäre. Alles in allem liegt hier eine friedliche Geschichte vor, die sich mehr am wissenschaftlichen Wettlauf als an kriegerischen Auseinandersetzungen orientiert. Trotz der internationalen Ausrichtung der Geschichte, sind doch einige Besonderheiten auffällig. Bestimmte Länder fehlen: Frankreich genauso wie China, Australien oder Afrika. Dominik folgt hier dem Zeitgeist; sowohl die "Erbfeindschaft" mit Frankreich als auch das allgemeine Desinteresse Dominiks an asiatischen und afrikanischen Ländern ist hier zu spüren. Gleichzeitig ist auch das Interesse Dominiks an technischen Fragen überdeutlich zu spüren. Die Luft- und Raumfahrt sowie die Kommunikationstechnologie sind die hier vorherrschenden Technologiegebiete, in denen Dominik seiner Phantasie freien Lauf lässt.
Mich wundert, dass Dominik doch irgendwie den Errungenschaften der '20er Jahre verhaftet bleibt. Mobiltelefone, elektronische Post, Computer/Großrechner, Fernseher und andere moderne Errungenschaften der Kommunikationstechnologie kommen hier nicht vor; stattdessen herrschen Fernschreiber, stationäre Telefone, Zeitungen und der persönliche Kontakt. Wirkliche technische Visionen entwickelt Dominik hier nicht.
Erwarte ich als Leser aus heutiger Sicht vielleicht zu viel? Schaue ich mir die technische Entwicklung seit 1990 an, hat sich unser tägliches Leben doch dramatisch verändert. Wir sind überall mobil erreichbar. Die Unterhaltungstechnologie ermöglicht uns das mobile Abspielen von Tonträgern. Briefe in Papierform sind fast schon verschwunden. Wir gewöhnten uns in kürzester Zeit daran. Die Zukunftsvisionen mancher Science-Fiction-Autoren sind heute schon überholt. Was kann ich noch von diesem literarischen Genre erwarten? Das Gefühl "Das gibt es schon längst" ist mir beim Lesen von Science-Fiction-Romanen leider allzu vertraut.
Doch zurück zu diesem Roman. Dominik ist ein guter Autor. Seine Bücher sind es wert, aus dem Tal des Vergessens herausgeholt zu werden.
© Andreas Rüdig 2008
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