Ekaterina Sedia: Die geheime Geschichte Moskaus Klett-Cotta Verlag
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Urban Fantasy vom Feinsten, ganz ohne Vampire und Werwölfe.
Die russische Autorin Ekaterina Sedia entführt ihre Leser aus dem Moskau der 90er Jahre in ein unterirdisches Reich voller russischer Fabelwesen, Magie und versteckter Geschichten.
In den ersten Kapiteln werden die drei Hauptfiguren eingeführt, die alle in Moskau leben. Galina, eine junge Frau, ist auf der Suche nach ihrer Schwester Maria. Maria ist spurlos verschwunden und Galina glaubt, sie habe sich in eine Dohle verwandelt; Fjodor, ein Straßenkünstler, dem die immer größere Schar von Vögeln in der Stadt aufgefallen ist und Jakov, ein Polizist, der sich um eine steigende Anzahl von Vermisstenanzeigen kümmern muss. Das seltsame Trio landet mehr oder minder ungeplant in der Moskauer Unterwelt, einer gefährlichen Welt voller Magie, die ihren Weg in die Oberwelt gefunden hat und dort für Unruhe sorgt.
Die originelle Idee, Figuren aus der russischen Mythologie in die fiktive Unterwelt des heutigen Moskaus zu versetzen, ist genial umgesetzt. Die Leser begegnen z. B. der Kuh Zemun, Erschafferin der Milchstraße, und Väterchen Frost. Die gut gezeichneten Figuren, Menschen wie Fabelwesen, sind gefangen zwischen Realität und Mythos, Vergangenheit und Gegenwart, Wahrheit und Verrat ...
Die Lebensgeschichten der Hauptfiguren spiegeln den Alltag Moskaus in jener Zeit wieder, den politischen und sozialen Umbruch, beschrieben mit einer ordentlichen Portion Zynismus. Die ausgezeichnete Übersetzung von Olaf Schenk liest sich flüssiger als der stellenweise etwas holprige englische Originaltext.
Meiner Meinung nach ist dieses Buch "Urban Fantasy" vom Feinsten, atmosphärisch, düster, mit alten, fast vergessenen Sagengestalten statt Vampiren und Werwölfen. Ein ungewöhnliches Buch, das Lesevergnügen von der ersten Seite bis zum überraschenden Ende bietet.
© Monika Stache 2009
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