Neil Gaiman/P. Craig Russell: Mordmysterien - Rezension Literaturmagazin Lettern.de Neil Gaiman/P. Craig Russell: Mordmysterien

Panini Comic Verlag
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Hardcover
, 68 Seiten
12
,95 €
ISBN: 3-866-07933-8

 

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Engel und Tod

In der Adaption von der Kurzgeschichte "Mordmysterien" von Neil Gaiman geht es um den allerersten Mord der Geschichte.

Ein junger Engländer ist in Los Angeles gestrandet und treibt ziel- und orientierungslos vor sich hin. Eines Abends sitzt er mit einem alten Mann auf einer Parkbank und für eine Zigarette erzählt ihm der alte Mann eine erstaunliche Geschichte. Denn der Mann ist ein Engel und für Vergeltung zuständig. Während des Schöpfungsprozesses geschah unter den Engeln ein Mord, den er aufzuklären hatte. Nicht nur wurde so ein neues Konzept ausprobiert, sondern es würde auch unter den Engeln nichts mehr so sein wie es war. Denn Luzifer befallen Zweifel an seinem Herrn.

Der mehrfach ausgezeichnete P. Craig Russell (unter anderem für die Serie "Night Music") hatte bereits mit Neil Gaiman an dem Comicmeilenstein "Sandman" gearbeitet. Insofern ist es nicht weiter erstaunlich, wenn er sich einer Kurzgeschichte des englischen Autoren annimmt. "Mordmysterien" erschien auf Deutsch bei Heyne in dem Erzählungsband "Die Messerkönigin" von Neil Gaiman.

Die Geschichte besticht durch einen faszinierenden Ansatz über die Schöpfungsgeschichte. Engel werden hier als eine Art Spiegel der Menschen behandelt, um zu sehen wie Konzepte und Emotionen funktionieren. Durch den allerersten Mord der Geschichte werden Tod und Liebe erfunden und konkretisiert. Auch mit allen Folgen. An einer Stelle heißt es: "Vielleicht wird der Tod den Geschaffenen sogar die Schöpfung definieren. Wenn der Tod nicht wäre, wären sie zufrieden, einfach da zu sein, aber durch den Tod erhält ihr Leben Bedeutung, eine Grenze, welche die Lebenden nicht überschreiten können." Mysterien sind also nötig, um einen Wert erkennen zu können. Deshalb fiel auch der Engel Luzifer. Er wurde von Gott als Antipode geschaffen, um selber als gut erkannt zu werden. Die Geschichte von Gaiman besticht durch ihren zutiefst originellen Ansatz. Nur die Rahmenhandlung im Los Angeles (Stadt der Engel!) der Gegenwart ist nicht ganz nachvollziehbar und zumindest der Schluss hinterlässt einen etwas schalen Geschmack.

Die Farben in dieser Graphic Novel sind eher gedeckt gehalten, aber warm. Die Zeichnungen sind naturalistisch und verzichten zum größten Teil auf Hintergründe. Damit konzentrieren sie sich sehr auf die Figuren. Die Körpersprache der Figuren ist gut, aber etwas statisch. Vor allem der Anfang mit seiner Montage ist sehr gut gemacht und das Ende ist zwar etwas überraschend, aber in dieser Form nicht so richtig nötig. P. Craig Russell vermag zwar die Geschichte gut zu bebildern, aber ein richtig neuer Ansatz fällt ihm nicht ein. So bleibt der Band als Adaption einer hervorragenden Kurzgeschichte etwas fragwürdig.

Eine hervorragende Geschichte mit guten, aber halbwegs einfallslosen Bildern als Graphic Novel adaptiert, besticht vor allem mit einem sehr originellen Ansatz.

© Jons Marek Schiemann 2010


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