Kerstin Gier - Saphirblau - Rezension Literaturmagazin Lettern.de Kerstin Gier: Saphirblau

(ab 12 Jahre)
Arena Verlag
broschiert, 400 Seiten
15
,95 €
ISBN: 3-401-06347-2
Hörbuch: 3-401-26347-1

 

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Der zweite Band von Kerstin Giers Trilogie beginnt mit einem Prolog, der im Jahre 1602 spielt und führt die Leser sofort mitten in ereignisreiche, spannende Welten. In Welten, die teils in der Gegenwart und teils in der Vergangenheit angesiedelt sind. Man muss den Vorgänger Rubinrot nicht gelesen haben, um sofort dem geschickt konstruierten Spannungsbogen zu verfallen. Man sollte es aber, denn "Rubinrot" ist ebenfalls ein wunderbar geschriebener Roman, dessen Bann sich nicht nur jugendliche Leser kaum zu entziehen vermögen. Mit "Saphirblau" ist der Autorin sogar eine weitere Steigerung des Lesevergnügens gelungen. Und das ist eher die Ausnahme als die Regel, denn oft genug erreichen Nachfolgebände nicht die Qualität des Erstlings. In diesem Fall ist es anders.

Die 16-jährige Gwendolyn Shepherd beschäftigt sich mit den gleichen Themen und Problemen wie ihre Altersgenoss(inn)en: Sie muss für die Schule lernen, hat Freunde und "Feinde", schwelgt in den intensiven Gefühlen des ersten Verliebtseins und leidet unter den damit einhergehenden Zweifeln, Irrungen und Wirrungen – und sie fühlt sich dem oft unerklärlichen Verhalten Gideon de Viellers ausgesetzt, der sie mal hingebungsvoll küsst und sich dann wieder ausgesprochen ablehnend verhält.

Was Gwendolyn jedoch gravierend von Gleichaltrigen unterscheidet, ist ihr – im ersten Band entdecktes – Zeitreise-Gen. Abgesehen davon, dass es gewiss nicht leicht ist, sich plötzlich in einem anderen Jahrhundert wiederzufinden und sich dessen Gepflogenheiten anpassen zu müssen, hat Gwendolyn eine große Aufgabe zu erfüllen: Sie ist der Rubin im Kreis der Zwölf. Gemeinsam mit dem schwer zu durchschauenden zwei Jahre älteren Gideon de Villiers, dem Diamant, reist sie durch die Zeit, um Lucy und Paul zu finden, die im Verdacht stehen, den Chronografen gestohlen zu haben ...

Kerstin Gier hat einen spannenden, unterhaltsamen, witzigen und intelligenten Roman geschrieben, der Jugendliche ernst nimmt und ihnen auch zutraut, etwas über Shakespeare, geheime Logen, den Grafen von St Germain und in dieser Generation nicht ganz so gängige Songs wie "Don't cry for me Argentina", Bon Jovis "Hallelujah" und "Memory" aus dem Musical Cats zu lesen. In diese Richtung gehört auch der feine Dialog der beiden Protagonisten in deren Verlauf die beiden über Romane und Autoren reden, die es gar nicht gibt. Die Autorin kennt die Sprache der Jugendlichen und setzt sie gekonnt ein, aber sie konfrontiert ihre Leser auch mit Begriffen und Worten wie "Telekinese" und "indigniert". Clever ist auch die Einführung von Worten wie "elapsieren", die vermutlich umgehend in den Sprachgebrauch eingehen werden ...

Für ihren Einfallsreichtum spricht des Weiteren nicht nur das Panoptikum aus unterschiedlichsten menschlichen und nichtmenschlichen Figuren (und hier ist vor allen Dingen der unglaublich putzige, sprachkreative, witzige Wasserspeierdämon Xemerius zu erwähnen). Originell fand ich persönlich auch den zu knackenden Code am Ende des Romans. Obwohl ich zwei Anläufe brauchte, weil mich der erste zu dem Wort "ihrsnegraf" brachte ...

Die Mischung aus temporeicher Spannung, romantischer Liebe, bösen Intrigen, anregenden Rätseln und frechem Sprachwitz sorgt dafür, dass man den Roman nicht aus der Hand legen mag, bevor die letzte Seite gelesen ist. Man möchte wissen, was geschieht, wenn das Blut aller Zeitreisenden in den Chronografen eingelesen ist. Man will wissen, warum Gideon sich zeitweise so wankelmütig verhält. Man muss wissen, wie sich schlussendlich alle Fäden verknüpfen. Und auch diese im Leser erzeugte Neugierde zeichnet einen guten Roman aus. Deshalb besteht mein Fazit darin, dass ich mich schon jetzt sehr auf das Erscheinen von Smaragdgrün im Sommer 2010 freue.

© Heide John 2010


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