Tim Seeley/Emily Stone: Hack/Slash 4 - Blutige Balladen - Rezension Literaturmagazin Lettern.de Hack/Slash 4 - Blutige Balladen

Cross Cult Verlag
Graphic Novel
Autoren: Tim Seeley, Emily Stone, Fernando Pinto, Rebekah Isaacs, et al.
Übersetzung: Frank Neubauer
Hardcover
, 160 Seiten
19
,80 €
ISBN: 3-941-24819-7

 

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Spiel mir das Lied vom Un-Tod

Das Monsterjäger-Gespann geht in eine neue Runde in ihrem Kampf gegen übernatürliche Serienmörder.

Die junge Frau Cassie Hack ist die Tochter eines Slashers und hat nur knapp den Kampf gegen ihre eigene Mutter überlebt. Fortan jagt sie die Slasher, die meistens übernatürliche Serienmörder sind und die unangenehme Eigenart haben, immer wieder vom Tode aufzuerstehen. Begleitet wird sie von dem monströsen Vlad, den sie eines Tages aufgelesen hat.

Zu Beginn finden wir das ungleiche Gespann in ihrem Van vor. Vlad ist erkältet und wieder einmal ist das Team völlig pleite, so dass Cassie gezwungen ist, ein paar ihrer Arbeitsutensilien, wie Kettensägen, Messer und so weiter, zu verpfänden, um Medikamente und eine bequeme Unterkunft besorgen zu können. Doch die Ruhepause währt nicht lange, denn nicht nur der mörderische Father Wrath, der mit Vorliebe sündige Teenager frühzeitig zu Gott schickt, ist wieder auferstanden, sondern auch die ehemalige Miss America, die sie schon im zweiten Band erledigt zu haben glaubten, macht die Gegend unsicher. Als hätten sie damit nicht schon genug zu tun, kriselt es heftig zwischen Vlad und Cassie. Vlad ist eifersüchtig auf Cassies Beziehung zu Georgia (siehe Band 3) und hat, nachdem er im letzten Band seine Jungfräulichkeit verlor, Lust auf mehr. Cassie hingegen wird ihre homosexuelle Neigung immer mehr bewusst und das stößt sie in ziemliche Verwirrung. Schlechte Voraussetzungen also im Kampf gegen das Böse. Zudem erfährt Cassie näheres über ihren lange verschollenen Vater.

Die Comicparodie des Horrorfilms geht nicht nur in eine neue Runde, sondern greift wie gehabt einiges aus dem popkulturellen Fundus auf. Kleine Anspielungen sind hier zu finden auf Howard Phillips Lovecraft und Dr. Moreau. Deutlicher ist die Bezugnahme auf den Mythos der historischen Erzsebet Bathory. Diese war eine rumänische Fürstin, die im Jungfrauenblut gebadet haben soll, um sich ihre Schönheit und Jugend zu erhalten. Dieser Aspekt nimmt einen Großteil des Bandes ein. Da "Hack/Slash" in den USA nunmehr eine fortlaufende Serie ist, büßt sie leider einiges an der Radikalität der ersten zwei Bände ein. Zwischenmenschliche Aspekte werden verstärkt eingebaut, damit die Leser mehr Identifikationsmaterial erhalten und eine gewisse Kontinuität gegeben ist. Die Gagdichte und Gewalt ist gegenüber den One-Shots (abgeschlossene Erzählungen) etwas weniger geworden (trotzdem sollte man sich an der Altersempfehlung des Verlages, ab 16, halten). Interessant sind die zwischenmenschlichen Aspekte trotzdem. Cassies Hadern mit ihrem immer offensichtlicher werdenden Lesbischsein, das verwirrende Gefühl, als sie von ihrem Vater hört und schließlich der erste Streit mit dem treuen Vlad. Das alles sorgt für zusätzliche Spannung.

Der Witz ist trotzdem noch da. Köstlich gezeichnet ist die enttäuschte Miene von Father Wrath, als er entdecken muss, dass die Teenager in einer Kleinstadt nicht sündigen und er damit kein Opfer findet. Schöne Wortspiele sind in dem Studentinnenwohnheim zu finden, wo homoerotische Spielchen gespielt werden. So heißt das eine Gebäude Cunnison Hall (eine kleine Anspielung auf Cunnilingus) und eine Figur hat den Namen Chastity (Keuschheit, Reinheit). Auch die Dialoge sind treffsicher: "Sie hat dich mit einem Scheissvogelbad ausgeknockt." "Ja. Ich hör sie zwitschern." Herrlich auch, wie sich Vlad freut unter einer kalten Dusche kämpfen zu können, da er gerade, ähem, extreme sexuelle Not hat. Eine weitere schöne Idee besteht darin, wie die ehemalige Miss America sich im mumifizierten Zustand die Haut eines anderen stiehlt und erstmal als Mann herumläuft!

Die Zeichnungen sind sehr detailverliebt und stimmungsvoll. Auch wenn die Zeichnungen des zweiten Teils (von Fernando Pinto und Stefano Caselli) allzu naiv daherkommen, sind die Zeichnungen, gerade von Emily Stone, immer wieder ein wahres Vergnügen.

Lustig, spannend, sexy, blutig. Wahrhaftig nichts für Kinder, aber mit Abstand die beste Horrorparodie, die im Comicbereich zu finden ist. Auch für Neueinsteiger geeignet.

© Jons Marek Schiemann 2010


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