Helene Hanff - 84 Charing Cross Road Hoffmann und Campe
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Der Untertitel: Eine Freundschaft in Briefen bringt es auf den Punkt.
Dieses Buch ist ein MUSS für jeden der Bücher und die Literatur liebt - und
Humor hat, denn wer einmal in diesem Briefwechsel anfängt, hört nicht mehr auf
und kommt auch aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus. Bissigster Humor, frech,
etwas schnodderig auf amerikanischer Seite, und freundlich distinguiert auf der
britischen. Allein dieser Gegensatz bringt einen oft zum Schmunzeln - und es
weckt die Lust, die Bücher, über die Helene Hanff schimpft oder sich ab und an
auch einmal lobend auslässt, selber einmal zu lesen.
Die New
Yorker Drehbuchautorin Helene Hanff, Büchernärrin der klassischer Literatur,
leider immer etwas klamm, da sich noch nicht das 'Gute Geschäft' mit dem
Drehbuch-Schreiben einstellt hat, findet 1949 die Anzeige eines Antiquariat in
London in der Saturday Review of Literature, und schreibt spontan eine
Anfrage mit Bestellung, da sie Bücher, die sie interessieren, entweder nur
überteuert oder gar nicht oder als zerfledderte Schulbuchausgaben bekommen kann.
Als Test legt sie eine 5-Dollar-Note hinein.
Als die Lieferung ankommt, schreibt sie zurück:
Die Bücher sind wohlbehalten angekommen; die Stevenson-Ausgabe ist so schön,
dass sie mein Bücherregal aus Orangenkisten beschämt. Ich fürchte mich fast
davor, solche schweren cremefarbenen Verlinseiten anzufassen. Da ich an das
kalte weiße Papier und die Pappumschläge amerikanischer Bücher gewöhnt bin,
wusste ich gar nicht, was es für eine Freude sein kann, ein Buch zu berühren.
Aber es geht auch anders. Als sie eine Bibel bekommt, die sie bestellt hat,
schreibt sie:
WAS UM ALLES IN DER WELT FÜR EINE SCHWARZE PROTESTANTISCHE BIBEL IST DENN
DAS?! Wären Sie so freundlich und würden den Verantwortlichen der anglikanischen
Kirche Englands mitteilen, dass sie, wer immer ihnen den Auftrag gab, an der
Vulgata herumzupfuschen, die schönste Prosa, die je geschrieben wurde, versaut
haben? Sie werden dafür in der Hölle braten, das können Sie sich merken!
Die Antwort von FPD aus dem Antiquariat ist natürlich sehr britisch. Herrlich!
Der ganze
Briefverkehr zieht sich bis 1969, also über 20 Jahre. Helene schickt Ostern und
Weihnachten Care-Pakete, da auch in Großbritannien die Menschen nach dem 2.
Weltkrieg mit der Nahrungsbeschaffung sehr knapp gehalten wurden und es auf
Lebensmittelkarten wirklich nur das Nötigste gab, wie hier auch.
Und nach und nach schreibt nicht nur FPD ihr, sondern die anderen Mitarbeiter
des Antiquariats auch, immer mit der Bemerkung, Helen solle doch bitte nicht
verraten, dass sie ihr auch geschrieben haben, da FPD sie als seine Privatkundin
ansieht. Also auch noch eine kleine Verschwörung.
Es hat mich etwas gewundert, dass dieses Buch wirklich zweiunddreißig Jahre gebraucht hat (Erstveröffentlichung 1970 in New York, 1971 in Großbritannien, 2001 erst in Frankreich und 2002 erst in Deutschland), um in einer deutschen Übersetzung zu erscheinen. Spätestens nach dem Film mit Starbesetzung (Anne Bancroft und Sir Anthony Hopkins 1987), der deutsche Titel ist: Zwischen den Zeilen, hätte ich gedacht, dass irgendein Lektor darauf aufmerksam werden würde. Der Film hat übrigens sehr gut das Thema des Buches getroffen und ist rundum gelungen. Mit Anne Bancroft ist Helene Hanff gut wiedergegeben, es passt.
Leider hat Helen Hanff den Siegeszug ihres Buches auf dem Europäischen Festkontinent nicht mehr mitbekommen, denn sie starb 1997 in New York.
© Gabriele Thlon 2004
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