"Tod vor dem Brennofen. Ist ein Familienzwist zwischen dem Fabrikbesitzer und seinem Schwiegersohn schuld? Oder musste der Nachtwächter der Glasmanufaktur dafür büßen, dass er ein fanatischer Umweltschützer und Leser war? In einer Ausgabe von Dantes `Inferno' entdeckt Brunetti die entscheidende Spur," berichtet die Inhaltsangabe.

Die Geschichte taucht in die Welt der Glasbläser und des Umweltschutzes ein. Doch nicht Wirtschaftsverbrechen und kriminelle Umweltverschmutzungen stehen hier im Vordergrund; wie bei Leon üblich, geht es eher um zwischenmenschliche Zwischentöne. Der Fabrikbesitzer, ein dem Alkohol wohl gesonnener Choleriker, ist mit seinem Schwiegersohn über Kreuz. Wie wird es mit ihm, der sein Leben lang nur seinen Betrieb und seine Arbeit kannte, weitergehen, wenn die Kindergeneration den Betrieb übernimmt, ohne darin mit Leib und Seele verwurzelt zu sein? Verbale Auseinandersetzungen sind da vorprogrammiert.

Ganz anders die Situation bei dem ermordeten Nachtwächter. Seine Tochter ist körperbehindert. Wer ist dafür verantwortlich? Komplikationen bei der Geburt? Umweltgifte? Schädliche Strahlen von Handys? Jeder ist schuld, nur nicht die Eltern...

Leon läuft hier erzählerisch zur Höchstform auf. Der Frühling in der Lagunenstadt ist genauso handgreiflich wie die Arbeit in der Quaestura und das Privatleben der Brunettis. Gekonnt sind beide Handlungsstränge miteinander verbunden. Situationen werden genauso lebendig beschrieben wie Charaktere. Es ist fast schon so, als ob der Hörer live dabei wäre. Hier tauchen all die Figuren auf, die wir aus den anderen Romanen kennen und schätzen. Ihre Lebensgeschichte, ihre Charaktere, ihr privates und berufliches Vorkommen ist dabei fast schon ein Teil unserer Lesekultur.

In der Werbung werden viele Autorinnen als "Queen of Crime" oder würdige Nachfolgerinnen von Agatha Christie und Dorothy L. Sayers bezeichnet. Fast schon inflationär sind solche Beschreibungen. Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung nennt Donna Leon eine der "wirklich großen Damen der Kriminalliteratur". Und hat sicherlich auch recht damit.

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