Hörbuch: George Orwell - 1984 - Rezension Lettern.de George Orwell: 1984

Sprecher: Dieter Borsche, Ernst Jacobi, Angela Winkler
Der Audio
Verlag
Hörbuch-CD
14,90 €

ISBN: 3-898-13261-7
Buch: 3-548-23410-
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In der fiktiven Welt des Jahres 1984 herrschen drei Supermächte: Ozeanien, Eurasien und Ostasien. Nach außen liegen sie in ständig wechselnden Konstellationen permanent im Krieg miteinander. Nach innen unterdrücken sie ihre Völker. In London, der Hauptstadt Ozeaniens, herrscht eine Partei - Oligarchie, unterteilt in den "inneren" und den "äußeren" Bereich, optisch zu unterscheiden an schwarzen und blauen Overalls. Von allen Wänden und Televisoren, den allgegenwärtigen Überwachungsbildschirmen, starrt das Bild des "Großen Bruders", eines fiktiven Parteiführers, dessen allgegenwärtige Präsenz den Alltag von Ozeanien bestimmt und der als Zitat auch in unserer Alltagssprache ist. "Big brother is watching you!"
Winston Smith, der mit vielen anderen der äußeren Partei im "Wahrheitsministerium" an der systematischen Verfälschung der Geschichte arbeitet, lehnt sich innerlich gegen das autoritäre System auf. Er flieht in die Erinnerung, aber die bereits verfälschte historische Wahrheit lässt keine klaren Erinnerungsbilder mehr aufkommen. "4. April 1984" schreibt Winston Smith in sein Tagebuch und weiß erst einmal nicht weiter. Den ganzen Tag hat er als Registrator im Wahrheitsministerium Dokumente verfälscht. Nun will er ein privates Tagebuch führen. Mit dem ersten Eintrag beginnt ein mühsamer Versuch der Auflehnung. Dieser manifestiert sich auch in der geheimen, gegen die sexualfeindliche Parteidoktrin verstoßende Liebesbeziehung zu Julia und natürlich in der Lektüre der Schriften des Emmanuel Goldstein (in Anlehnung an Leo Trotzki, eigentlich Leib Bronstein, und die amerikanische Anarchistin und Feministin Emma Goldman).

George Orwell wurde als Eric Arthur Blair am 25. Juni 1903 im bengalischen Motihari (Bilar/Nordostindien) geboren. Als Sohn eines Beamten des britischen "Opium Departments" bekam er ein Stipendium für die Eliteschule Eton, die er von 1917 bis 1922 besuchte. Den anschließenden Dienst in der Indien Imperial Police in Birma quittierte er 1927 aus Protest gegen den englischen Imperialismus. Die nächsten Jahre verbrachte er als Gelegenheitsarbeiter, unter anderem als Tellerwäscher und Privatlehrer. Literarisch verarbeitete er diese Erfahrungen in den Werken "Tage in Burma" und "Erledigt in Paris und London". Wie viele politisch interessierte Schriftsteller seiner Generation schloss sich auch Orwell 1936 den Internationalen Brigaden auf Seiten der republikanischen Kräfte im spanischen Bürgerkrieg an. Mit "Mein Katalonien" brachte er seine tiefe Enttäuschung über die Querelen der Linken in Spanien zum Ausdruck, vor allem über die stalinistische Ausrichtung der Kommunisten.
In seinen journalistischen Arbeiten versuchte er immer, den Sozialismus durch Aufzeigen historischer Irrtümer als Idee zu retten. In seiner beiden Anti-Utopien "Farm der Tiere" und "1984", die ihn bis heute zu einem der meistgelesenen englischen Autoren machten, entpuppte er sich jedoch als grenzenloser Pessimist. Am 21. Januar 1950 starb Orwell an den Folgen einer Tuberkulose-Erkrankung.
Der Südwestfunk und Rias Berlin produzierten das Hörspiel bereits 1977. Ernst Jacobi, Angela Winkler und Dieter Borsche sind die bekanntesten Sprecher. Der Audio Verlag veröffentlichte das Hörspiel dann 2003 als Hörbuch.
Insgesamt 106 Minuten dauert das Hörspiel. Und hat dabei eher szenischen Charakter. Wie anders aber soll ein (staats-) philosophisches Thema, die Vision von einem totalitären System, eine vermeintlich staubtrockene Frage auch anders gestaltet werden? Das vorliegende Hörbuch bietet sicherlich die angemessene Präsentationsform.
Was bleibt sonst noch zu sagen? Literaturwissenschaftlich dürfte das Original-Buch längst ausgiebig bearbeitet worden sein. Das Hörbuch steht der Vorlage hinsichtlich Dichte und Aussagekraft in nichts nach. Die Adaption des schwierigen Themas für das Gehör ist vollauf gelungen. Hier hat das Hörspiel ein Niveau erreicht, das seiner angemessen ist.

© Andreas Rüdig 2007


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