Ivana Jeissing: Unsichtbar Diogenes Verlag
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"Wenn du ganz unten bist, bist du auf dem Weg nach oben."
So beginnt Jane Terrys Geschichte. Es ist die Geschichte einer "unsichtbaren"
Frau, die die Tochter einer "Schattentaucherin" und die Enkelin einer
"begnadeten Totstellperfektionistin" ist.
Auch Jane stellt sich tot, indem sie stets versucht, alle an sie gestellten
Erwartungen zu erfüllen.
Bereits ihre Eltern, beides HNO-Spezialisten, lebten in ihrer eigenen Welt,
wobei die Mutter dem Vater in jeder Hinsicht das Ruder überließ. Ihre einzige
Tochter haben sie nur wahrgenommen, wenn sie Hals-, Nasen- oder Ohrenprobleme
hatte: "Ist es da ein Wunder", fragt sich die erwachsene Jane, "dass das erste
Gefühl, an das ich mich erinnern kann, das Gefühl war, unsichtbar zu sein?
Gleich gefolgt von dem Gefühl, unwichtig zu sein."
Jane heiratet den beruflich erfolgreichen Peter, der ihr Gesicht mit Picassos
abstraktem Bild "Ma Jolie" vergleicht. Obwohl sie den Zusammenhang nicht
versteht, schmeichelt ihr dieser Vergleich zunächst. Aber auch in dieser Ehe
findet Jane nicht den kleinsten Zipfel Glück.
Erst die Zufallsbekanntschaft mit Fred, einem älteren Herren, der ein
Programmkino besitzt, führt sie zu den wichtigen Fragen des Lebens und einer
eigenen Identität. Nachdem sie Freds "Revoltiermanage" durchlebt hat, kann sie
Peter verlassen, Daniel finden und sich aus ihrer Unsichtbarkeit befreien.
Folgerichtig wurde das Plakat aus der Anfangsszene ersetzt. Nun geht es nicht
mehr um "oben und unten", sondern um: "Wenn du wissen willst, wie ein Apfel
schmeckt, musst du den Apfel essen."
Die Österreicherin Ivana Jeissing hat ein wunderbares Debüt vorgelegt – und man hofft, zukünftig mehr von ihr lesen zu können.
© Heide John 2008
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