Zoe Jenny - Der Ruf des Muschelhorns

Frankfurter Verlagsanstalt 
128 Seiten 
15,50 € 
ISBN 3-627-00073-0

 

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1997 veröffentlichte die junge schweizerische Schriftstellerin Zoe Jenny ihren ersten Roman Das Blütenstaubzimmer, der mit seiner Schilderung der Seelenverwirrungen junger Menschen offensichtlich den Zeitgeschmack gut traf und ein großer Erfolg wurde. Nun können wir uns die Finger nach ihrem zweiten Roman Der Ruf des Muschelhorns lecken.

Die Thematik und Grundstimmung sind gleich vom erfolgreichen Vorgänger übernommen. Ein junges Mädchen sucht, von zahlreichen Schicksalsschlägen gepeinigt, ihren Platz im Leben und in der Gesellschaft. Bei ihren Eltern kann Elisa nicht bleiben, die etwas eigenartige Großmutter stürzt auf den Treppen zu Tode und die Pflegefamilie hält auch nicht, was sie verspricht. Elisa hat über allen Schicksalsschlägen die Stimme verloren.

Gut, dass ihr neuer Vater für solche Fälle spezialisiert ist, weniger gut, dass er sie nachts zu sich ins Bett nimmt. Sein richtiger Sohn landet schließlich in der Klapsmühle, weil er die inzestuösen Leidenschaften zu seiner Mutter nicht unterdrücken kann.

Zoe Jenny hat tief in die Klischee-Kiste kaputter Existenzen gegriffen und erzählt in einer lakonischen Sprache, als ob sie uns die normalsten Begebenheiten der Welt berichtet. Doch gerade hierdurch fühlt man sich an mehreren Stellen betrogen, die Normalität der Grässlichkeiten mag da fast zynisch anmuten. Doch eben dies macht das Buch auch wieder zu einer recht interessanten Lektüre, die den Leser aber allein mit seinen Zweifeln und seiner Abscheu lässt.

© Till Weingärtner 2001


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