Vilmos Kondor: Der leise Tod - Rezension Literaturmagazin Lettern.de Vilmos Kondor: Der leise Tod

Knaur Verlag
Übersetzung: Hans Skirecki
broschiert
, 266 Seiten
8
,95 €
ISBN: 3-426-50576-2

 

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Kaffee und Mord

In seinem Debütroman "Der leise Tod" schickt der ungarische Autor Vilmos Kondor einen Polizeireporter in die Niederungen der ungarischen Gesellschaft.

Budapest 1936. Zsigmond Gordon ist Journalist und Polizeireporter und hat die besten Kontakte zu der Polizei. Als er eines Abends den Tipp bekommt, dass eine junge Frau tot aufgefunden worden ist, nimmt er es zunächst nur beiläufig zur Kenntnis. Schließlich ist gerade der ungarische Ministerpräsident gestorben und die unruhigen politischen Zeiten steuern auf eine ungewisse Zukunft zu. Was an der Leiche aber Gordons Neugier weckt, ist nicht nur die Tatsache, dass die offensichtliche Prostituierte ungewöhnlicherweise eine Jüdin ist, sondern auch, dass er Fotos von ihr im Büro des Kriminalinspektors gesehen hat. Warum werden keine Ermittlungen aufgenommen? Aus Neugier fängt er an, ohne Erfahrungen Ermittlungen anzustellen, tatkräftig unterstützt von seiner Freundin Krisztina und seinem Großvater Mor. Doch im Laufe seiner Recherchen bringt er nicht nur sich selber in Gefahr.

Der Roman weist stellenweise typische Schwächen eines Debüts auf, die hauptsächlich aus mangelnder Erfahrung entstehen. So ist vor allem die innere Struktur häufig ein Knackpunkt. Hier geht zum Beispiel ein Tag innerhalb eines Absatzes vorbei ohne dass etwas passiert wäre. Gordon geht zum Frühstück in ein Lokal und auf einmal ist es abends. Auch wird nur behauptet, dass er einen journalistischen Auftrag hat, aber in der inneren Logik des Handlungsablaufes kann er ihn gar nicht erhalten haben. Ansonsten schildert Vilmos Kondor in einer schnörkellosen, sachlichen Sprache einen spannenden Blick auf die ungarische Gesellschaft Mitte der dreißiger Jahre und auf die spezielle historische Situation. Diese bieten nicht nur einen exotischen Hintergrund für den Kriminalfall, sondern auch die Motive der Täter sind nur in diesem Kontext nachvollziehbar, sondern auch nur möglich. Kondor vermeidet dabei den Zynismus, der häufig im Detektivgenre anzutreffen ist. Hier vermeidet er ihn vornehmlich durch die Unerfahrenheit des Journalisten in ermittlungstechnischen Angelegenheiten. Gordons Unsicherheit ist ein Punkt, der den Roman wieder spannend macht, eben weil der Held nicht abgebrüht ist. Die Handlung ist leider manchmal etwas sprunghaft und dementsprechend sind manche Schritte des Helden nicht unmittelbar nachvollziehbar. Auch das Verhalten gegenüber seiner Freundin ist nur bedingt verständlich. Es werden auch kaum Zärtlichkeiten untereinander ausgetauscht. Man fragt sich, warum die eigentlich noch zusammen sind. Aber der exzentrische Großvater des Helden macht einiges wieder wett und sorgt für einige schöne Running Gags.

Ein Debütroman mit leichten Fehlern. Dennoch ein stimmungsvoller Krimi in einem guten Ambiente.

© Jons Marek Schiemann 2010


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