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Milan
Kundera - Die Identität Fischer
Verlag
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Wer könnte sich Milan Kundera entziehen? Seit sein Buch Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins zum Kultbuch wurde, liegt ihm eine große Leserschaft zu Füßen und giert geradezu nach neuem Stoff. Seit einigen Jahren schreibt Kundera auf Französisch. Das ist natürlich kein Garant für gute Bücher, aber von der französischen Leichtigkeit haben sich die Deutschen ja schon immer gerne betören lassen. Diese Leichtigkeit, das Elegante, Galante, dieses scheinbar Unbeschwerte, in das Kundera seine teilweise sehr komplexen Botschaften und Gedankenspiele einwebt - sie ist die Stärke Kunderas, auch Die Identität bildet da keine Ausnahme.
Natürlich geht es um Liebe. Chantal liebt Jean-Marc, da besteht kein Zweifel, er liebt sie und er möchte ihr helfen, als sie darunter zu leiden beginnt, dass sie auf die Männer nicht mehr so attraktiv wirkt, wie in jungen Jahren. Jean-Marc versucht ihr zu helfen, doch seine Hilfe wird missverstanden, ist doch auch der Weg, den er einschlägt, missverständlich.
"Eigentlich verdient er es, dieser Idiot!" möchte da der Leser aufmucken, ist aber gleichzeitig von Jean-Marcs unkonventioneller Art für ihn eingenommen. In diesem Hin und Her wird deutlich, wie sehr man Kundera verfällt, das Buch von vorne bis hinten verschlingt, mitliebt und mitleidet, atemlos miterlebt, wie Chantal ihre schmerzhafte Vergangenheit zu verarbeiten sucht, um in der Gegenwart ihre "Identität" zu finden, in dieser Gegenwart, in der die Liebe schon gestorben scheint.
Es bedarf Kundera, um sie wieder brennend spürbar zu machen.
© Till Weingärtner 2000
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