Francois Lelord
- Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück Piper Verlag
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Sofies Welt für Erwachsene
Der
französische Psychiater Hector hat im Verlauf seines Berufslebens so viele
Patienten therapiert, dass er inzwischen aus dem Grübeln nicht mehr herauskommt.
Warum gibt es Menschen, die zufrieden wirken, obwohl es ihnen - objektiv
betrachtet - schlecht gehen müsste, und warum jammern andere, obwohl das
Schicksal es offensichtlich gut mit ihnen meint?
Eine einzige Frage wird übermächtig und bestimmt sein Denken und Handeln. Die
Frage nach dem Wesen und dem Ursprung des Glücks.
Um Antworten auf diesen höchst philosophischen Aspekt des Lebens zu finden, muss
zunächst der eigene Horizont erweitert werden. Unser philosophisch angehauchter
Psychiater begibt sich also auf eine lange, lange Reise, die ihn zunächst nach
China führt. Von nun an wird alles und jedes nach den vermeintlichen Gesetzen
des Glücks befragt. Akribisch notiert Hector jede neue Erfahrung in seinem
kleinen Notizbuch und schon bald hat er zwanzig Lehrsätze gefunden.
Auf dem Flug nach China begegnet er einem notorischen Nörgler, der in der
zweiten statt in der ersten Klasse reisen muss. Und schon hat Hector das erste
Gesetz des Glücks entdeckt: "Vergleiche anzustellen, ist ein gutes Mittel, sich
sein Glück zu vermiesen." Das stimmt natürlich; dennoch ist gerade das
Vergleichen ein tief verankertes menschliches Bedürfnis, das in unserer Welt das
Konkurrenzstreben bestärkt und so in gewisser Weise die Geschäfte belebt. Wenn
Nachbar X den neuen BMW hat, will Nachbar Y ihn auch. Unbedingt! Jetzt und
sofort!
Kaum
ein Roman kommt derzeit ohne eine Liebesgeschichte aus. Auch dieser nicht.
Hector verliebt sich in die asiatische Edelprostituierte Ying Li und versucht,
ihr zu einem neuen "ordentlichen" Leben zu verhelfen. Er kommt zu dem durchaus
wahren Schluss "Glück ist, wenn man dafür geliebt wird, wie man eben ist."
Aber
eigentlich liebt Hector ja seine Clara, die daheim in Frankreich geblieben ist.
Dieses kleine Intermezzo mit zwei Frauen verhilft wahrscheinlich so manchem
Leser zu dem eigenständig formulierten Lehrsatz: Glück ist, wenn man die
richtige Entscheidung trifft.
Wie
Hector sich entscheidet, darf natürlich nicht vorweg genommen werden. Aber auch
das ist vermutlich ein Gesetz des Glücks: Gehe den zweiten Schritt nicht vor dem
ersten!
Auch
der 1953 geborene Autor, Francois Lelord, ist Psychologe. Auch er ist ein
Reisender und weiß folglich, wovon er spricht. Grundsätzlich wirkt Lelords alter
Ego Hector häufig wie ein erwachsen gewordener "Kleiner Prinz". Aber hinter
diese Naivität schimmert eine Lebensklugheit hervor, die wir nicht nur von
Exupéry, Gaarder, sondern auch von Fynns ehemaligen Megaseller
Hallo Mr. Gott,
hier spricht Anna kennen.
Fazit: Der Roman schrammelt oft an dem vorbei, was gemeinhin als Kitsch bezeichnet wird. Oft ist er zu bemüht niedlich und zu leserorientiert (du liebst mich doch, mein Leser, oder? Doch, du musst mich einfach lieben, weil ich soooo nett bin!). Andererseits besticht Hector als Gutmensch, als liebevoller Zeitgenosse und als so aufmerksamer Zuhörer, dass ihn der Leser wirklich mögen muss.
Der Klappentext verspricht seinen Lesern, dass „die Lektüre allein glücklich macht". So ganz stimmt das leider nicht. Aber schön war es doch...
© Heide John 2004
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