Sandor Marai - Die Glut - Rezension Lettern.de

Sandor Marai - Die Glut

aus dem Ungarischen von Christina Viragh
Piper
224 Seiten 
12,90 € 
ISBN 3-492-04814-5
Hörbuch: 3-899-03731-6

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41 Jahre lang hat der alte General einsam und zurückgezogen gelebt und nur auf diesen einen Tag, an dem es zur Begegnung mit Konrad, seinem alten Jugendfreund, kommen kann, um mit ihm die Wunden der Vergangenheit aufzuarbeiten und abzurechnen, gewartet.

Der ungarische Schriftsteller Sandor Marai (1900-1989) ist, obwohl er nach Expertenmeinungen durchaus zu den großen Literaten des Jahrhunderts gezählt und in einem Atemzug mit Robert Musil oder Thomas Mann genannt werden darf, speziell im deutschsprachigen Raum noch weitgehend unbekannt. Der Piper Verlag beginnt nun mit Die Glut eine Edition von Marais Werken, ein Vorhaben, dem man große Anerkennung zollen muss.

Marai lässt uns Zeuge dieser Begegnung zweier alter Männer werden, die in Jugend durch innerste Freundschaft verbunden, durch ihre unterschiedliche Herkunft, ihr verschiedenartiges Wesen und nicht zuletzt durch die Liebe, im wahrsten Sinne des Wortes, zu Todfeinden wurden.

Durch den langen Zeitabstand zu den eigentlichen Begebenheiten, die der General in einem Monolog, der nur selten von seinem Gegenüber unterbrochen wird, schildert, und die ja den Hintergrund zu dieser ungewöhnlichen Begegnung bilden, waren beide Männer in der Lage, ihr Verhältnis und ihre Erlebnisse genau zu analysieren, und obwohl sie beide den anderen genau kennen, es eigentlich nichts mehr zu besprechen gibt, ist diese Begegnung für sie wie eine Bestimmung geworden.

Liebe und Freundschaft, Treue, Enttäuschung, Schuld und Hass sind die großen Themen in Marais Roman; mit packender Atmosphäre schildert Marai das Zwiegespräch und gibt auch ein brillantes Bild der letzten Jahre der K u. K-Monarchie, in der die beiden Freunde als junge Offiziere dienten, und die durch die unauffälligen aber sehr geschickten Schilderungen Marais sehr lebendig werden.

Ein großer Roman eines großen Schriftstellers, eine der ganz wichtigen Leseempfehlungen der letzten Jahre!

© Till Weingärtner 2003


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