Enrico Marini: Die Adler Roms - Band 1 Carlsen Verlag |
Eine Zeitreise in das antike Rom
Marini ist ein Spezialist für Comics, die in fernen Zeiten angesiedelt sind oder zumindest historische Bezüge aufweisen. "Die Adler Roms" entführen den Leser in das Zeitalter der Germanenkriege und schildern den Aufstieg von Arminius, der als Herman die Römer durch die Schlacht im Teutoburger Wald aus dem Germanenreich vertrieb.
9 vor Christus sind die Germanen besiegt. Rom zwingt sie unter die Pax Romana und nimmt einige Söhne von Häuptlingen als Geiseln mit nach Italien, um sie dort römisch zu erziehen. Im Jahre 1 vor Christus wird auch Hermann nach Rom gesandt. Dort verfeindet er sich ziemlich schnell mit dem jungen Marcus. Unglücklicherweise ist er der Sohn seines künftigen adligen Erziehers. Und so müssen beide während ihrer Erziehung zu wahren Römern nicht nur die harten Prüfungen und den Drill überstehen, sondern sich auch langsam zusammenraufen. Während sie sich langsam anfreunden, lauern aber nicht nur erotische Fallstricke und politische Intrigen auf sie, sondern auch der Gegensatz zweier verfeindeter Völker macht sich immer wieder zwischen ihnen bemerkbar.
Von der Rahmenhandlung her ist der Band "Die Adler Roms" sehr eng an reale historische Begebenheiten angelehnt. Die historische verbürgte Geiselnahme und Erziehung fremder Stammesangehöriger zu römischen Bürgern, nutzt Marini geschickt aus, um das alltägliche Leben im antiken Rom zu schildern. Nicht nur die gesellschaftlichen Dimensionen und die Dekadenz kommen zur Sprache, sondern auch die Familienstrukturen und die Erziehungsart. Vor allem durch den Gegensatz der germanischen und der römischen Kultur kommen interessante Aspekte zur Sprache. Anstatt einen historischen Krimi oder ein reines Schlachtengemälde zu liefern, kümmert sich Marini um die langsame Entwicklung der Hauptcharaktere. Das ist sehr spannend, lustig, erotisch, aber auch streckenweise blutig. Ein wenig Spannung wird herausgenommen, da der geschichtskundige Leser weiß, was aus Hermann werden wird. Dieser faszinierende Blick in das Leben im antiken Rom kommt mit schönen naturalistischen Bildern daher, die einen in ihrem Detailreichtum in die damalige Zeit hineinversetzen. Gerade der Einsatz vom Licht ist hervorragend gelungen. Nicht nur in den Gegensätzen der dunklen Wälder Germaniens und den üppigen lichtdurchfluteten Gegenden Italiens, sondern auch Lichtakzente zum Beispiel von Fackeln oder Laternen kommen sehr geschickt vor. Die Gesichtszeichnungen sind vielleicht manchmal etwas allzu gefällig und glatt. Entweder sind die Personen sehr hübsch oder sehr hässlich. Es gibt relativ wenige Zwischenstufen. Bei den Dialogen sind die Panels eng angeordnet, um die Zwiegespräche zu verdeutlichen. Ansonsten gibt es sehr, sehr viele groß angelegte Panels welche die Zeichnungen und vor allem die Panoramaansichten voll zur Geltung bringen.
Alle Freunde von Historiencomics sollten auf jeden Fall zugreifen. Schöne Zeichnungen und historisch fundierte Details liefern einen guten Blick in das Leben im antiken Rom.
© Jons Marek Schiemann 2010
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