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Robin
Maxwell - Das Vermächtnis der Anne Boleyn Europa Verlag
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Voller Neugierde las ich das Buch innerhalb von 4 Urlaubstagen zu Ende - für meine Verhältnisse sehr schnell. Normalerweise ist mir auch bei schlechtem Wetter ein Strandspaziergang wichtiger als im Bungalow zu sitzen, wenn auch lesend. Aber dieses Buch hat es tatsächlich geschafft, dass ich einen Nieselregen zu einem Platzregen definiert habe und so, zum Erstaunen meiner Begleitung, las und las und las.
Was macht das Buch so spannend? Elisabeth I von England, die Tochter Heinrich des VIII und Anne von Boleyn, liest doch nur das Tagebuch ihrer Mutter, von der man weiß, sie ist letzten Endes auf dem Schafott zu Tode gekommen. Das Ende kennt man, es ist also nicht die wahre Geschichte allein, die einen an das Buch fesselt, sondern dass man als Leser mit Elisabeth I aus dem Tagebuch erfährt, dass man als Frau entweder die Tochter eines berühmten Vaters, die Frau eines berühmten Mannes oder eine Märtyrerin sein muss, denn anders kann man als Frau keine große Rolle auf dem Schauplatz des Weltgeschehens spielen.
Und diese Abhängigkeit als Tochter oder Ehefrau, ist für die Frau gefährlich, denn sie ist des Mannes Spielball. Der Wert einer Frau beruht letztendlich allein auf Ihrem Geburtsstand, Geld oder Schönheit. Nur dies sind die Werte einer Frau. Die Lehre, die Elisabeth I aus dem Tagebuch zieht: fast ein halbes Jahrhundert glückliche Herrschaft einer Königin über England durch Elisabeth I, "The Virgin Queen".
Der weitere Genuss des Buches beruht zudem auf der Kombination von Namen, die in dieser Zeit zusammentreffen und die man aus anderen als geschichtspolitischen Zusammenhängen kennt. Da wäre zum Beispiel der große deutsche Maler Franz Holbein, der die Familie Heinrichs VIII porträtierte oder der Staatsphilosoph Thomas Moore.
Wie wunderbar nahe wird einem hier verstaubte englische Historie gebracht. Leider bleiben doch sehr viele geschichtliche Fragen offen - oder Gott sei Dank -, denn diese regten mich an, sofort mit dem Ende des Buches nach Geschichtsbüchern greifen zu wollen und mehr zu lesen über Englands Geschichte. Welch ein Ärger nur für mich, dass ich bis zum Ende meines Urlaubes warten musste, um meinen Wissensdrang zu stillen, denn in Fremdsprachen liest es sich so schlecht.
In einem Satz: Es handelt sich um einen gelungenen, der Unterhaltung dienenden und auf Historie basierenden Frauenroman.
© Iris Romero 2000
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