Val McDermid - Das
Moor des Vergessens Droemer/Knaur Verlag
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Nach wochenlangen Regenfällen wird im Lake Distrikt, im Norden Englands, eine Jahrhunderte alte Moorleiche frei gespült. Der Tote trägt auffällige Tätowierungen, und die ersten Spekulationen werden laut, dass es sich um Fletcher Christian, einem der Meuterer der Bounty, handeln könnte.
Die in London lebende Literaturwissenschaftlerin Jane Gresham, recherchiert seit Jahren nach einem verschollenen epischen Gedicht von William Wordsworth. Eine Verbindung zwischen Wordsworth und der Tatsache, dass er mit Fletcher Christian auf die gleiche Schule ging, öffnen ungeahnte Möglichkeiten. Sie würde in der literarischen Welt berühmt werden, wenn sich das beweisen ließe.
Der Zeitungsartikel, der über den "Moorpiraten", wie er
von der Pathologin Dr. River Wilde bezeichnet wird, berichtet, spornt Jane an,
die Recherche wieder aufzunehmen, um auf neues Material zu stoßen und ihre
Theorie endlich beweisen zu können. Sie lässt sich von der Institutsleiterin
ihrer Uni, Prof. Maggie Elliot, für zwei Wochen zu Forschungszwecken beurlauben
und reist nach Fellhead zu ihren Eltern, die in der Gegend leben, wo die Leiche
entdeckt wurde. Als sie endlich eine Liste des Stammbaums einer Dienstmagd von
Wordsworth zusammengestellt hat, und die Nachfahren besucht und über ältere
Dokumente ausfragt, taucht Dan Seaboarne, ein Unikollege auf, um ihr bei der
Recherche zu helfen. Die Unterstützung kommt Jane sehr gelegen. Doch als
plötzlich ihr Exfreund Jake Hartnell auf der Bildfläche erscheint, und
zerknirscht versucht die Beziehung neu aufleben zu lassen, wird Jane stutzig.
Ihr Verdacht bestätigt sich. Er ist nicht hinter ihr, sondern hinter den
Dokumenten her, allerdings aus reiner Geldgier.
Die Sache fängt an mulmig zu werden, als Jane von einem Auto fast überfahren
wird, und die Menschen, die sie über die Dokumente ausgefragt hat, plötzlich der
Reihe nach mausetot sind - einer nach dem anderen. An Zufälle, wie Jane anfangs
glaubte, ist nach der dritten Leiche nicht mehr zu denken, auch wenn alle
Verwandten der Dienstmagd ein hohes Alter hatten.
Was für ein Buch, was für ein Stoff! Brillant. So sanft wie das Buch anfängt, so schnell zieht es einen in seinen Bann und in die spannungsgeladene Geschichte. Nebenbei werden am Ende eines jeden Kapitels kurze Auszüge von Wordsworths und Christians Gedanken geschickt eingeflochten. Die Neugier weiter zu lesen ist vorprogrammiert, man legt diesen Krimi nicht einfach zur Seite.
Die schottische Autorin Val McDermid hat eine unnachahmliche Art, ohne den reißerischen Stil vieler amerikanische Autoren, Bilder vor dem Leser entstehen zu lassen und Stimmungen zu übertragen. Die fein verwobene Geschichte, die Verknüpfung der Nebenschauplätze und Figuren mit der Haupthandlung, die sichere Art, mit der Val McDermid den Leser geschickt in die Irre führt, um den nächsten Schauplatz vor ihm auszubreiten und die Handlung voranzutreiben, bringen einem schlaflosen Nächte.
Ein schöner Kriminalroman, geschickt geschrieben, fein verwoben und spannend bis zur letzten Seite. Empfehlenswert.
© Gabriele Thlon 2007
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