John Moore - Hauen & Stechen - Rezension Lettern.de John Moore - Hauen & Stechen

Piper Verlag 
256 Seiten, broschiert
6
,00 €
ISBN 3-492-29176-
7

 

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Schon der dezente Hinweis auf der Buchrückseite hätte mich stutzig werden lassen müssen: Besser hätte es Pratchett auch nicht machen können. Da meine Wenigkeit ja schon bekannt dafür ist, dass er den guten alten Terry nicht unbedingt als Gott der komischen Fantasy ansieht, war ich einerseits neugierig, andererseits ein wenig skeptisch, gerade bei solchen Vergleichen. Nun denn, die Neugier siegte, und so nahm ich die knapp 260 Seiten in Angriff.

Die Story unterscheidet sich von den üblichen Pratchettgeschichten. Moores Held ist ein 17-jähriger Prinz. Und was für einer! Edel, furchtlos und immer mit hehren Absichten. Letzteres allerdings nur, weil es sich für einen Mann seines Standes so gehört, wenn man der Meinung der Umwelt Glauben schenkt. Wenn es nach Prinz Charming ginge, dann würde er schon gerne mit einer Frau... also... Sie wissen schon. Und wie immer ist seine Enttäuschung groß, als er wieder bei einer Rettungsaktion einer holden Maid nichts anderes bekommt als einen sanften Klaps auf die Schulter,  oder – bei ganz wagemutigen Frauen – sogar einen sanften kurzen Kuss auf die Wange gehaucht.

Um Sohnemann zu beruhigen und ihn auf andere Gedanken zu bringen, beauftragt ihn der König, die liebliche Prinzessin Aurora aus den Krallen der bösen Königin zu befreien. Lässig zieht Prinz Charming mit seinem Begleiter Wendell durch die Weltgeschichte, bis die beiden zum gefürchteten Schloss gelangen. Zwar werden sie von Anna gewarnt und gedrängt wieder umzukehren, doch das ignorieren sie, bis es zu spät ist und sie "gefangen" sind.

Ihr "Wächter" ist eine junge, verdammt erotische Frau namens Ruby, der Prinz Charming sofort verfällt. Und obwohl sich DIE Gelegenheit für ihn ergibt, kommt er auch diesmal nicht zum... Sie wissen schon. Stattdessen wird der Prinz von Ruby aufgefordert, ihr den Heiligen Gral zu besorgen.

Charming, Wendell und Prinzessin Anna machen sich auf dem Weg. Nach den üblichen Prozeduren eines Helden (Ausruhen, langsam machen und Autogramme geben), gelangen sie zu dem Schloss, in dem sich der Gral befinden soll. Dummerweise ist dieses Schloss von einer ziemlich hohen Dornenhecke umgeben, die zudem die Unverschämtheit besitzt, nach relativ kurzer Zeit wieder nachzuwachsen, was ziemlich ungünstig ist für all jene, die sich gerade etwas weiter in die Hecke gekämpft haben.

Hilfe naht in Form des Haus- und Hofmagiers des Königs, Mandelbaum. Ihm gelingt es tatsächlich, mittels Magie, dieses Problem elegant zu lösen. Es kommt noch ein kleines Problem in Form eines nicht so kleinen Drachen vor, der die drei erst einmal relativ gemütlich vor sich herjagt und ihnen zeigt, dass die üblichen Ratschläge, wie man Drachen tötet, überhaupt nicht zutreffen. Dennoch gelingt es Charming, sich des Lindwurms zu entledigen.

Die Suche nach dem Gral entpuppt sich als überflüssig, dafür finden sie das Skelett der Prinzessin Aurora. Charming küsst die Knochenfrau, und nach einiger Zeit verwandelt sie sich in ein Mädchen aus Fleisch und Blut. Die vier kehren unverrichteter Dinge nach Hause zurück, und nun gerät Charming zwischen zwei Fronten, die schlimmer sind als eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung beim Zahnarzt: zwischen die Fronten zweier eifersüchtiger Frauen, die beide versuchen, Prinz Charming als ihren Prinz Charming zu gewinnen.

Zu allem Überfluss kommen noch zwei weitere Frauen (die Feenzauberin Esmeralda und ihre sexy Ziehnichte Cynthia) dazu, die sich ebenfalls um Prinz Charming bemühen, wenn auch aus völlig anderen Gründen; sie wollen ihn, wie auch Königin Ruby, dazu benutzen an den Heiligen Gral zu gelangen. Dieser Konflikt spitzt sich sogar noch weiter zu, als man feststellt, das Prinz Charming gar nicht der Erstgeborene und somit auch nicht Prinz ist, was natürlich mit den Plänen aller Frauen so ziemlich non konform war.

Dann – durch einen Zufall – erfährt Charming, dass unter dem Schloss, in dem unsere drei Helden nach dem Gral gesucht haben, ein weiteres Schloss liegt, also auf dessen Ruinen das andere gebaut wurde. Nun macht sich Charming wieder auf den Weg (auch als Nichtprinz hat er Ehre), um endlich den Heiligen Gral zu finden, weiß jedoch nicht, dass er verfolgt wird bzw. mittlerweile zu einer Marionette geworden ist.

Anna kommt vor ihm beim Schloss an und gerät in die Gefangenschaft von Esmeralda und Cynthia, die sie opfern wollen, um die Macht des Grals auf sich zu übertragen. Prinz Charming, der etwas später eintrifft, wird von ihnen ausgetrickst. Es kommt zum spannenden Showdown...

Fazit:

Hauen und Stechen ist ein Roman, der das Prädikat "Ganz nett" bekommt. Man kann, muss ihn aber nicht lesen. Zwar hat er alles, was ein gutes "Märchen" haben soll, und der eine oder andere Gag sitzt richtig (wenn auch mancher Witz eher überflüssig bzw. falsch gesetzt ist und nicht wirkt), dennoch mag ich diesen Roman nicht unbedingt in den Bereich des absoluten MUSS stellen.

Allerdings muss ich der SF-Chronicle in einem Punkt recht geben: Besser hätte es Pratchett auch nicht machen können.

© Michael Vogl 2003


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