Haruki Murakami - Gefährliche Geliebte - Rezension Lettern.de

Haruki Murakami - Gefährliche Geliebte

btb Verlag
Taschenbuch, 230 Seiten 
8,00 € 
ISBN 3-442-72795-2

 

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Eigentlich ist zu dem Buch schon alles gesagt, eine prominente Runde Literaturkritiker hat sich im Fernsehen aus Anlass des Streites über eben dieses Buch getrennt, die Zeitungen waren voll von Berichten über dieses Buch des in Japan hoch geliebten Haruki Murakami.

Schade eigentlich, dass viele der Kritiker kaum Ahnung von anderen Werken Haruki Murakamis haben, wie die wesentlich bemerkenswerteren Titel Hard Boiled Wonderland und das Ende der Welt, Wilde Schafsjagd oder die bei Rowohlt erschienenen Erzählbände, geschweige denn von anderen bemerkenswerten Veröffentlichungen japanischer Autoren der letzten Jahre.

Was wir hier haben, ist zunächst einmal eine recht herkömmliche Geschichte: die Widerbegegnung mit einer alten Kinderliebe, die die gesamte Existenz, die sich die männliche Hauptperson im Laufe der Zeit aufgebaut hat, in Frage stellt. Atmosphärisch äußerst wichtig, erzählt werden uns nämlich vor allem Szenen aus dem Nachtleben Tokyos (Murakami hat schließlich Chandler übersetzt, wie uns ein gewisser Literaturkritiker gar nicht oft genug sagen kann). Man fühlt sich hineinversetzt in kleine Bars und Jazzclubs, die ständig von einer unterschwelligen Melancholie durchsetzt sind, die die große Leidenschaft voraus nimmt, die das Leben des Hauptdarstellers bedroht.

Murakami verbindet das Vertraute mit dem Unheimlichen, er zieht den Leser in einen faszinierenden Strudel aus Angst und Leidenschaft. Murakami ist ein geschickter Erzähler, dabei könnte man fast vergessen, dass die eigentliche Handlung wenig originell ist.

Zudem sei noch einmal die grauenhafte Übersetzungspraxis angeprangert. Es ist zunächst einmal eine Schande, dass ein großer Verlag wie DuMont nicht in der Lage ist, einen Roman direkt aus der Originalsprache übersetzen zu lassen. Stattdessen wählt man die englische Übersetzung als Grundlage, die Untersuchungen einiger Japanologen haben schon gezeigt, dass gerade bei diesem Buch einiges auf der Strecke geblieben oder sogar sprachlich unangemessen verändert worden ist. So exotisch ist die japanische Sprache dann auch wieder nicht, es dürfte an vielen Universitäten fähige Leute geben.

Lesenswert ist das Buch allemal, ein guter Geschenktipp. Wer selber Murakami lesen möchte, kann aber auch erst einmal mit den früheren Veröffentlichungen beginnen, die mittlerweile auch allesamt als Taschenbuch vorliegen.

© Till Weingärtner 2000


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