Judith O'Reilly: Stadt, Land - Schluss Fischer Verlag |
Von der Stadt aufs Land - mit fast der ganzen Familie
In "Stadt, Land - Schluss" beschreibt Judith O'Reilly, wie sie mit ihrer Familie von London nach Northumberland zieht, vom Leben auf einer Baustelle mit drei kleinen Kindern und einem meist abwesenden Ehemann. Jenem Ehemann, der unbedingt dorthin ziehen wollte. Der englische Titel lautet sinngemäß "Ehefrau im Norden" und trifft ihre Situation sehr gut. Aus dem Blog der Autorin wurde ein Buch, das lustige, aber auch sehr ernste Seiten hat.
Judith O'Reilly war hochschwanger und lebte mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in London, als ihr Mann beschloss, seinen Kindheitstraum zu verwirklichen und mit der Familie aufs Land zu ziehen. Ausgerechnet nach Northumberland, möglichst weit weg von London, Kultur und Zivilisation. Schon am Umzugstag bereut Judith ihre Entscheidung, trägt sie aber noch mit Galgenhumor. Auf dem Land angekommen, geht ihr dieser jedoch auch verloren. Ihr Mann muss zurück nach London, weil er nach wie vor dort arbeitet und ist nur selten am Wochenende in der neuen Heimat. Das Haus ist noch nicht fertig, außerdem ist es zu klein und die Kosten laufen der Familie davon.
Auf den ersten Seiten gefiel mir der schwarze Humor, mit dem die Autorin ihre Situation beschrieb. Doch dann fiel sie in ein tiefes schwarzes Loch und verlor darin auch ihren Humor. Absolut verständlich, wenn man sich vorstellt, in ihren Schuhen (oder Gummistiefeln) stecken zu müssen - teilweise sehr anstrengend zu lesen, wie sie fast im Sumpf des Selbstmitleids versinkt. An manchen Stellen hätte ich sie schon gerne geschüttelt oder zurück in das ach so tolle London geschickt.
Die Beschreibungen der Natur in Northumberland ließen mich weiterlesen. Ihre Gedanken über das Leben dort, ihre Sehnsucht nach dem vertrauten London sind nachvollziehbar. Ihr fehlt die Anonymität Londons, die Möglichkeit rund um die Uhr einkaufen zu können und es fällt ihr schwer, an einem Ort zu leben, an dem jeder jeden kennt und jeder alles über die anderen zu wissen scheint. Allerdings weckte der Klappentext auch etwas falsche Erwartungen, den Vergleich mit "Bridget Jones" finde ich eher unpassend.
Alles in allem ein ganz nettes Buch, das man aber nicht gelesen haben muss. Viele alte Vorurteile und Klischees über Stadtmenschen und Landeier werden überdeutlich und leider durchaus realistisch dargestellt. Wie es ihr und ihrer Familie weiterhin ergeht, werde ich vermutlich ab und zu in ihrem Blog nachschauen, ein weiteres Buch von ihr würde ich vermutlich nicht lesen. In Episodenform ist es ganz nett zu lesen, als Buch teilweise recht anstrengend.
© Monika Stache 2010
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