Annette Pehnt - Ich muss los - Rezension Lettern.de Annette Pehnt - Ich muss los

Piper Verlag
Taschenbuch
, 124 Seiten
7
,95 €
ISBN: 3-492-23609-X
Hörbuch: 3-491-91165-6

 

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... aber nicht, bevor ich diesen Roman zu Ende gelesen habe.

Zunächst gilt es, dem Piper-Verlag zu dem gelungenen Layout zu gratulieren. Die Vierteilung mit Sardine, Büchse, Titelei und Fischers Fritze ist wirklich hübsch. Und dann muss natürlich vor allem Annette Pehnt zu diesem professionellen Debüt beglückwünscht werden, denn die Geschichte ihres Protagonisten Dorst ist wahrlich lesenswert.

Der junge Dorst bekommt von seiner Lehrerin einen Brief mit nach Hause, der den Roman einleitet:

"Ihr Kind ist taktlos und hat wenig Gefühl für andere. Bald merkte Dorst, dass niemand die Wahrheit mochte. Er beschloss, von nun an nicht mehr die Wahrheit zu sagen. Also schwieg er. Seitdem knackte sein Kiefergelenk beim Gähnen."

Und so bleibt es auch. Dorst, der ausschließlich die schwarzen Anzüge seines verstorbenen Vaters trägt, arbeitet nach dem Abitur als Fremdenführer, aber er zeigt den Touristen nicht die städtischen Attraktionen, sondern führt sie zu Limonadenbrunnen und Honigfrauen. Der junge Mann ist schüchtern, verfügt über eine schier grenzenlose Phantasie und ist weitgehend einsam und rastlos. Dorst bleibt ein Einzelgänger, bis er die junge Lehrerin Elner kennen lernt, die ihn – zumindest vorläufig – aus seiner selbst gewählten Einsamkeit zu befreien scheint.

"Erst mit Elner ging Dorst zum ersten Mal in eine Disco. Sie drängten zusammen durch die dichten Grüppchen vor bis zum Eingang. Die Mädchen um sie herum trugen Ringe an Lederriemen um den Hals und enge Leibchen. Die könnten unsere Kinder sein, sagte Elner, wir passen hier hierhin wie die Faust aufs Auge, und sie klang stolz. Sie hatte sich Tücher umgebunden und das dicke Haar zu einer Wolke gebürstet. "Ich lade dich ein zum Tanz, sagte Dorst. Ich lade dich ein zum Tanz, sagte neben ihm ein Mädchen mit verstellter Stimme und lachte."

Aber der rätselhafte Held geht nicht nur mit Elner in die Disco, sondern erzählt ihr Geschichten aus seinem Leben. Episode wird an Episode gereiht, und mit knappen Worten werden Personen, Probleme und Emotionen geschildert. Und bei diesen knappen Beschreibungen bleibt es auch, denn Elner ist stets auf dem Sprung. "Ich muss los", so lautet sein Lebensmotto, das prägt natürlich auch den Erzählstil von Annette Pehnt und macht den Roman zu einem wunderbar geschlossenen Ganzen.

Annette Pehnt wurde 1967 geboren. Sie studierte und arbeitete in Irland, Schottland und den USA bevor sie als freie Autorin und Kritikern nach Freiburg zog. Sie veröffentlichte Kurzgeschichten und eine Monographie über John Steinbeck.

© Heide John 2008


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