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Ruth Picardie -
Es wird mir fehlen das Leben Rowohlt Verlag
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Oktober 1996 - Eigentlich könnte alles so schön sein. Ruth Picardie, 32 Jahre, glücklich verheiratet, der heiß ersehnte Kinderwunsch hat sich mit der Geburt von Zwillingen erfüllt und im Job als freie Journalistin ist sie erfolgreich.
Ein Knoten in ihrer Brust, der zwei Jahre zuvor noch als gutartig eingestuft wurde, entpuppt sich bei einer Nachuntersuchung als bösartig und reißt ihr Leben mit der Diagnose: Krebs in einen Kreislauf aus Hoffen, Bangen, Chemotherapien, Bestrahlungen, alternative Methoden und der Auseinandersetzung mit dem bevorstehenden Tod, da selbst nach einigen Chemotherapien und Bestrahlungen, die nicht anschlagen, ihr nur noch eine kurze Zeit verbleibt, um sich mit dem Unausweichlichen abzufinden.
Ruth kämpft, lässt sich nicht unterkriegen und schreibt im britischen Life-Magazin in einer Kolumne, die sie "Before I Say Goodbye" betitelt, über ihre Gedanken, Erfahrungen und Erkenntnisse mit der tödlichen Diagnose.
Wer hier Gefühlsduselei und Selbstmitleid erwartet wird enttäuscht. Knallhart und schonungslos sarkastisch geht sie mit sich und den anderen ins Gericht. Mit großer Offenheit hält sie sich und allen den Spiegel vor und erfährt gerade durch diese Geradlinigkeit sehr viel Sympathie, nicht nur von den Lesern des Magazins.
Das Buch ist chronologisch aufgebaut. Ruth Picardie hat es nicht mehr geschafft, es selber zu veröffentlichen; ihr Ehemann stellte es, nach ihrem Tod am 22. September 1997, gemeinsam mit ihrer Schwester Justine, zusammen. Neben den Artikeln aus dem Life-Magazin sind Leserbriefe und eMails, die sie ihren Freunden schrieb, und deren Antwortmails, enthalten, und am Schluss befindet sich ein Nachwort von Matt Seaton, ihrem Ehemann, der aus seiner Sicht Ruths letztes Jahr niederschrieb, in dem er auch schreibt, dass er sich von manchen idealistischen Vorstellungen trennen musste, die eine Partnerschaft für ihn (und wohl auch für die meisten Menschen) beinhaltet sollte, in der Todesnähe.
Es ist sehr verständlich, wenn man es mit Abstand betrachten kann, dass Menschen nicht die bleiben, die sie einmal waren.
Leidenschaftlich, gnadenlos ehrlich, sarkastisch und bewegend, ohne sentimental zu sein.
© Gabriele Thlon 2001
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