Thomas Plischke: Die Zwerge von Amboss - Die zerrissenen Reiche 01 - Rezension Literaturmagazin Lettern.de Thomas Plischke: Die Zwerge von Amboss
Die zerrissenen Reiche 1

Piper Verlag
broschiert
, 480 Seiten
8
,95 €
ISBN: 3-492-26663-0

 

Dieses Buch neu bestellen           gebraucht suchen 


Im Land der Zwerge

Als Erstes fiel mir bei "Zwerge von Amboss" das liebevoll gestaltete Cover auf, das sich so wohltuend aus der Masse der düsteren Fantasybücher abhebt. Dann auf den ersten Seiten die schöne Karte der fiktiven Welt der "Zerrissenen Reiche". Durch den fesselnden Einstieg hatte ich sehr hohe Erwartungen, denn die Szene mit dem ermordeten Zwerg und den Spannungen zwischen Zwergen und menschlichen Gastarbeitern gefiel mir gut.

Thomas Plischke und sein Team haben mich nicht enttäuscht. Die von ihnen erschaffene Welt der Zerrissenen Reiche ist sehr gut durchdacht und überzeugend umgesetzt. Die zwergischen Ermittler Garep und Bugeg stehen für zwei verschiedene Einstellungen unter den Bewohnern des Staates Amboss. Der etwas ältere Garep ist eher aufgeschlossen und gewissenhaft. Für seinen jüngeren Assistent Bugeg hingegen steht schnell fest, dass der Täter der menschliche Haushälter des ermordeten Zwergs gewesen sein muss und er lehnt weitere Ermittlungen ab. In Amboss werden die Folgen einer raschen Industrialisierung deutlich. Die Infrastruktur und der Lebensstandard wurden in den letzten Jahren deutlich verbessert, jetzt drohen Arbeitslosigkeit und Unzufriedenheit – und das in einem Wahljahr. Natürlich möchte der Oberste Vorarbeiter wiedergewählt werden. Eines der Wahlkampfthemen sind die menschlichen Gastarbeiter, die so naiv sind noch eine Religion zu haben und als rückständig und gefährlich gelten. Da kommt dieser vermeintliche menschliche Mörder fast wie gerufen…

Die Parallelen zu unserer Erde sind deutlich und oft so ironisch gestaltet, dass ich immer wieder beim Lesen schmunzeln musste. Auch die sehr liebevoll ausgearbeitete Sprache der Zwerge gefällt mir sehr gut. So werden z. B. kleine Zwerge "Kiesel" genannt und auch die Sprichwörter und Schimpfworte sind optimal auf die Sprache eines Volkes abgestimmt, das jahrhundertelang umgeben von Gestein unter der Erde lebte. (Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.) Amboss und die Figuren werden so plastisch beschrieben, dass ich sie in ihrer jeweiligen Umgebung vor mir sehen konnte, ohne dass die Autoren sich in epischen Landschaftsbeschreibungen verloren.

Ein bemerkenswerter Erstling von einem Autorenteam, das offensichtlich viel Spaß bei der Arbeit hatte. Das sieht man auch an der Webseite, auf der noch viele Hintergrundinfos zu finden sind.

Ich freue mich schon auf den nächsten Band und wünsche mir viele Lesungen, eine davon vielleicht in meiner Gegend oder auf der Buchmesse in Leipzig.

© Monika Stache 2009


Aktuelle Kinderbuch-Rezensionen
Aktuelle Rezensionen
Aktuelle Hörbuch-Rezensionen
Rezensionen von A-Z
Rezensionen nach Genre

Rezensionen von lettern.de