John Reed - Jahrmarkt der Tiere Rotbuch Verlag
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Schneeball ist zurück!
Das vertriebene Schwein aus Orwells
"Farm der Tiere" ist nach dem Tode Napoleons auf die Farm zurückgekehrt
und verspricht allen Tieren ein besseres Leben. Er habe ein neues Konzept
gelernt, und dieses neue Konzept - so erklärt Schneeball - bringe jedem
Wohlstand und Annehmlichkeiten bis zum Abwinken.
Da die meisten Tiere das alte System nicht kennen (bzw. sich nicht mehr daran erinnern können), jubeln sie im Chor und machen sich gleich an die Arbeit Richtung besagtem Wohlstand. Es dauert auch gar nicht lange, bis die Schweine wieder die Übermacht haben. Und - wie schon bei Orwell - ihre Machtposition immer mehr und mehr ausbauen. Durch kleine Intrigen und große Einschüchterungsversuche werden Zweifler mundtot gemacht und die Tiere zu neuen Projekten manipuliert.
Eines dieser Projekte sind die Zwillingsmühlen, die den Farmtieren Arbeit abnehmen soll. Ein anderes ist der Jahrmarkt der Tiere, durch den das Geld nur in Strömen fließen soll. Und auch fließt! Immer mehr Tiere kommen auf die Farm, weil sie glauben, sie könnten eine Attraktion für den Jahrmarkt sein. Durch den Überfluss an Arbeitskräften kommt es alsbald auch schon zur Kurzarbeit. Und diese führt zur Kriminalität.
Den Waldtieren - allen voran die fundamentalistischen Biber, die nach der alten Biberlehre leben - ist der Jahrmarkt ein Dorn im Auge, zumal sich dieser sehr stark in die Lebensräume der Waldtiere ausbreitet. Einige der Tiere rüsten zum Krieg, begeben sich zum Jahrmarkt und richten einen Anschlag auf die Zwillingsmühlen und andere Gebäude an (Parallelen zum 11.9. 2001 sind dabei beabsichtigt). Dabei schrecken sie auch nicht davor zurück, sich selbst zu entzünden, um noch mehrere Farmtiere mitzunehmen. Der Terroranschlag war für die Waldtiere ein voller Erfolg.
Das können sich die Tiere auf der Farm natürlich nicht gefallen lassen, und so rufen sie auf zum Kampf. Darum endet das Buch mit den Worten: "Tötet die Biber! Tötet! Tötet!"
Mit "Jahrmarkt der Tiere" hat John Reed einen satirischen Roman geschrieben, der sowohl Orwell als auch der amerikanischen Politik (im Jahre 2002) den Spiegel vorhält. Ersteres ist ihm nicht geglückt. Vielmehr hat man beim Lesen das Gefühl, dass Reed reichlich viel vom Roman "Farm der Tiere" abgekupfert hat, zu ähnlich ist der Verlauf. Fairerweise muss man aber sagen, dass der Autor dann doch noch einen anderen Weg eingeschlagen hat.
Bei der Sprache weiß man nicht genau, wen Reed eigentlich ansprechen will, klingt sie manchmal erwachsen, manchmal so, als wolle man einem Kind die Geschichte erzählen.
Fazit: Das Buch ist ein Kann, kein Muss, und für die knapp 150 Seiten 17,50 € hinblättern, ist sicherlich auch nicht jedermanns Sache.
© Michael Vogl 2008
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