Der historische Roman "Die Wundärztin" von Heidi Rehn spielt im 17. Jahrhundert, zur Zeit des 30-jährigen Krieges und zeigt das Leben der Menschen im Heerestross. Im Mittelpunkt stehen die junge Magdalena und ihre Cousine Elsbeth, die in dieser schwierigen Zeit zu überleben versuchen.

Schon Magdalenas Eltern zogen mit dem Heerestross durch das Land und so kennt Magdalena kein Leben ohne den Krieg, der einfach zu ihrem Alltag gehört, in dem es kein festes Heim gibt. Der Roman beginnt in Magdeburg im Jahr 1631 als Magdalena von einem Jungen namens Eric aus der brennenden Stadt zu ihren Eltern gebracht wird. Gegen den Willen ihrer Eltern verliebt sie sich später in Eric, doch ihre Liebe scheint unter einem schlechten Stern zu stehen.

Auf fast jeder Seite spürt man das Interesse der Autorin an dem historischen Stoff, ihre sehr gründliche Recherche. Das Leben im Heerestross und in den Städten wird sehr lebendig und glaubwürdig dargestellt, viele kleine Details lassen die damalige Zeit lebendig werden. Vor allem die Tätigkeit der Heeresärzte spielt (wie der Titel schon andeutet) eine sehr wichtige Rolle und zeigt die Möglichkeiten und großen Einschränkungen der Mediziner in jener Zeit.

So gut mir die historischen Elemente gefielen, so wenig konnte ich mich für die Darstellung der Figuren und vor allem der Liebesgeschichten begeistern. Magdalena und ihre Cousine Elsbeth wirkten auf mich wie blasse Abziehbilder und ihr Verhalten leider auch oft unglaubwürdig. Da fürchtet die eine, die andere würde ihr das eigene Kind entfremden, tut aber viel zu lange herzlich wenig, um das zu verhindern. Vor allem Magdalena wurde - für meinen Geschmack - zu oberflächlich dargestellt, ihre Gedanken hätten mehr Raum verdient und sie selbst deutlich mehr persönliche Entwicklung.

Ein interessanter, sehr flüssig geschriebener Roman über eine sehr bewegte Zeit in Deutschland, aus der Sicht des einfachen Volkes, mit vielen kleinen historischen Details. "Hexengold", den nächsten Band um Magdalena, werde ich vermutlich auch lesen, wünsche mir allerdings, dass die politischen Ereignisse dort ein wenig mehr Raum bekommen.

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