Anne Rice - Engel der Verdammten - Rezension Lettern.de Anne Rice - Engel der Verdammten

Aus dem Amerikanischen von Barbara Kesper 
Hoffmann und Campe 
Hardcover,
446 Seiten 
17,95 € 
ISBN 3-455-06261-X

 

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Asrael, der Hüter der Gebeine, spielt die Hauptrolle in diesem schönen Roman von Anne Rice. Der Roman lebt von ihm und nur von ihm. Zu blass sind die Nebencharaktere, um neben ihm bestehen zu können, und zu kurz ist das Auftauchen der anderen Protagonisten, um großartig ins Gewicht zu fallen bzw. überhaupt bemerkt zu werden.

Aber zum Inhalt:

Asrael, Sohn eines jüdischen Kaufmannes, geboren in Babylon um die Zeit des Einfalls der Perser, besitzt die Fähigkeit Geister zu sehen, Götter zu sehen und sogar mit ihnen zu sprechen. Marduk, Gott der Babylonier, entwickelt eine gewisse Beziehung zu Asrael, welche diesem leider in der Folge zum Verhängnis wird. Anlässlich des Einmarsches der Perser wird deren König, Kyros, von den babylonischen Herrschern gekrönt, um größeres Blutvergießen zu vermeiden.

Einer alten Tradition zufolge begeht man die Krönung mit dem Marsch des Herrschers und des Gottes durch Babylon. Unglücklicherweise hat sich Marduk seit mehreren Jahren nicht mehr im Tempel sehen lassen, und die Priester suchen händeringend nach einem präsentablen Nachfolger für den Marsch. Letzten Endes wird entschieden, Asrael zu opfern für das Wohl des Volkes von Babylon und sein eigenes. Die Krönung gelingt, aber... Asrael stirbt nicht.

Der König schickt den Geist Asrael, mit seinen Gebeinen, zu einem mächtigen Magier, der Asrael fürderhin unterweist. Geist sein ist nicht so einfach wie es scheint - und der Geister sind deren viele.

Im Laufe der Jahrhunderte kommen andere Menschen in den Besitzt der Gebeine Asraels und beschwören ihn. Manche überleben diese Begegnung mit einem sehr zornigen und frustrierten Geist, die meisten allerdings nicht. Eines Tages erwacht Asrael aus eigenem Antrieb und hier beginnt das Buch.

Die Geschichte Asraels in Rückblenden als Erinnerung zwischen philosophischen Gesprächen mit seinem Biographen gelingt sehr gut, auch wenn die Sprache hier manchmal für meinen Geschmack zu schwülstig wird. Die Geschichte des Engels Asrael aber, der erst ab dieser Stelle im Roman seinen Frieden macht mit Gott , der Welt und sich selbst, beginnt erst hier. Ein Krimi voll Liebe und Leidenschaft aber genau soviel Hass und Verachtung, Dummheit und Blindheit stellt den Ursprung des Titels.

Asrael wird zum Engel der Verdammten und schwingt sich empor, um seinen Gefühlen zu dienen, im Einklang mit der Welt, sich selbst und letzten Endes wohl auch seinem Gott.

Um es zusammenfassend zu sagen: Fans von Anne Rice werden voll auf ihre Kosten kommen, alle anderen müssen sich auf einen etwas zähflüssigen Start gefasst machen. Allerdings weiß dass Buch durchaus zu fesseln. Es ist ein Buch für ruhige Stunden, das steht fest. Mir zumindest hat es riesigen Spaß gemacht und viel Stoff zum Nachdenken geliefert.

In diesem Sinne, die Empfehlung steht: Kaufen!

© Michael Weber 1999


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