Hilke Rosenboom -
Der Sommer der dunklen Schatten (ab 11 Jahre)
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Robert Hopps Eltern wollen sich ein Schloss kaufen. Also fahren sie in den Sommerferien statt an einen Ferienstrand in ein kleines Dorf mit finsterem Wald, um sich das Gemäuer anzusehen. Robert hat gar keine Lust auf den Urlaub. Und seinen Computer hat er auch nicht dabei.
Den ersten Schreck bekommt er, als ihn eine Fledermaus durchs offene Autofenster anfliegt und sich an ihm festkrallt, während seine Eltern zu Fuß nach der richtigen Abzweigung suchen. In Panik klettert er aus dem Fenster, zieht das T-Shirt aus und wirft es in hohem Bogen weg. Ein Mädchen in einem langen schwarzen Mantel beschimpft ihn plötzlich. Wo kam sie her? Einen Mantel im Hochsommer? Und ein Rucksack mit Antenne? Sehr seltsam alles. Als Roberts Eltern wieder kommen, ist sie plötzlich weg. Verschwunden wie ein Geist.
Das sind nicht die einzigen Erlebnisse, die Robert am ersten Tag hat. Abends taucht am Schloss ein Mann auf, der genauso einen langen dunklen Mantel und einen Rucksack mit Antenne trägt wie das Mädchen am Nachmittag. Und als er nachts todmüde einschläft, hat er einen seltsamen Traum:
In dieser Nacht kamen die Fledermäuse zu Robert Hopp. Sie flogen mitten in seinen Traum hinein. Sie umschwirrten sein Bett, dann hängten sie sich der Reihe nach an eine Gardinenstange und blickten ihn kopfüber an. Eine von ihnen öffnete ihr Maul und zeigte dem Jungen, der unten in seinem Bett lag, eine Reihe kleiner spitzer Zähne. "Kann er uns schon hören?", fragte sie. "Wir haben auf ihn gewartet." Ihre Kollegen machten ein zischendes Geräusch, das eine Art Lachen sein musste. Sie stießen einander an und begannen an der Gardinenstange zu schunkeln, wie Uhrenpendel, alle im gleichen Rhythmus. Dann hielten sie plötzlich inne, entfalteten umständlich ihre dünnen ledrigen Flügel und erhoben sich eine nach der anderen in die Luft. Sie flogen eine Runde über Roberts Kopf, dann segelten sie geradewegs durch die Wand hindurch in die Nacht hinaus.
Bei Frau Eisenstein, der Besitzerin des Schlosses, trifft Robert am nächsten Morgen das seltsame Mädchen aus dem Wald wieder. Joe, eigentlich heißt sie Jorinde, beschimpft Robert wieder wegen der Fledermaus, und hat allerhand unnette Bezeichnungen für ihn, mit denen sie fast jeden Satz abschließt.
Dann überschlagen sich die Ereignisse. Roberts Vater fährt weg, seine Mutter zwei Tage später. Als Frau Eisenstein sich ein Bein bricht, sind die beiden Kinder plötzlich allein. Und das Abenteuer beginnt, als nachts ein Einbrecher ins Schloss einsteigt und, nach dieser Aufregung, Robert wieder von den sprechenden Fledermäusen träumt, die ihn um Hilfe bitten. Immer muss er an das Bild mit dem traurigen Jungen denken, der früher in dem Schloss gelebt hat. Was hatte er mit den sprechenden Fledermäusen zu tun? Alles sehr geheimnisvoll.
Gustav, der Mann im schwarzen Mantel, benimmt sich seltsam und stellt komische Fragen. Angeblich ist er ein Tierschützer, aber interessiert sich für Blumen. Irgend etwas stimmt nicht mit ihm - und das wollen Robert und Joe herausbekommen. Was haben die Blumen mit den Fledermäusen zu tun? Ein Abenteuer, das nicht ganz ungefährlich ist...
Sprechende Fledermäuse, ungewöhnliche Menschen, kleine und große Geheimnisse, ein bisschen Geschichte und viel Abenteuer; das ist das Rezept dieses Buches. Hilke Rosenboom hat aus diesen Zutaten ein tolles Kinderbuch gezaubert. Aber nicht nur Abenteuer, sondern auch Freundschaft und Zusammenhalt sind wichtige Faktoren des Buches. Probleme lassen sich besser gemeinsam lösen als allein, ist die Botschaft.
Ein Mutmacher-Buch für kleine Helden. Für kleine Lesefreunde genau das richtige Buch - und dafür muss es noch nicht einmal regnen, um die Zeit um sich herum zu vergessen.
Ich fühle mich in die Jugendzeit zurückversetzt, denn diese Art von Geschichten habe ich damals gerne gelesen. Klasse!
© Gabriele Thlon 2005
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