Asta Scheib - eine Zierde in ihrem Hause - Die Geschichte der Ottilie von Faber-Castell - Rezension Lettern.de

Asta Scheib - Eine Zierde in ihrem Hause
Die Geschichte der Ottilie von Faber-Castell

Rowohlt Verlag
Taschenbuch,
496 Seiten 
9,90 € 
ISBN 3-499-22744-4

 

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Die gut geschriebenen Biographie der Ottilie von Faber, ist eins der schönsten Bücher, das ich in letzter Zeit gelesen habe. Asta Scheib hat sehr gewissenhaft gearbeitet, wie es den Eindruck macht, da sie im Archiv der Familie Faber-Castell recherchieren durfte, und gekonnt eine Geschichte um die Enkelin des Bleistift-Imperiums nacherzählt, wie sie wohl auch gewesen sein könnte.

Ottilie von Faber wird in jungen Jahren von ihrem Großvater Lothar, da ihr Vater Wilhelm sehr früh stirbt, als Nachfolgerin bestimmt und soll frühzeitig in das Familiengeschäft einsteigen, da Lothar in ihr die besten Voraussetzungen sieht die Firma im Familiensinne weiterzuführen. Bei Kaiser Wilhelm setzt er sogar eine Verfügung durch, dass bei einer Verheiratung der Name Faber dem Ehenamen voran gestellt werden muss.

Nach ihrer Heirat mit Alexander Graf zu Castell-Rüdinghausen, der in der Heirat eine nutzbringende finanzielle Absicherung sieht und seinen Nebenbuhler Philipp von Brand aussticht, wird sie von ihm immer mehr auf den Haushalt und die Kinder beschränkt. Sie lässt es jedoch ohne Murren geschehen und widmet sich den Alltäglichkeiten des Hauses, bis es zu spät ist und Alexander die Macht im Hause Faber übernommen hat, und auch nicht bereit ist, sie wieder herzugeben. So bleibt ihr nur die Rolle die Zierde des Hauses zu spielen.

Die Ehe zerrüttet immer mehr und Tilly erkennt, dass sie Alexander nicht mehr liebt, wenn sie es überhaupt jemals getan hat, und in all den Jahren immer mit dem Herzen bei Philipp von Brand war. Die beiden finden endlich zueinander. Ottilie bricht aus und trennt sich von ihrem Mann und ihrem Vermögen, und überlässt Alexander alles. Von den Kindern muss sie sich zwangsläufig trennen, da Alexander nicht bereit ist, sie der Mutter zu überlassen.

Parallel zu der Lebensgeschichte der Ottilie von Faber wird die Geschichte des Dienstmädchens Anna erzählt, die Tilly seit ihrer späten Jugend begleitet hat. Als Anna im Hause Faber anfängt, beginnt sie in der Küche, arbeitet sich aber mit der Zeit, da sie gut nähen kann, zur Ottilies Hausnäherin und Vertrauten hoch.

Diese parallel erzählten Jahrzehnte geben einen guten Einblick in die damalige Zeit. Der Gegensatz der Armut der Menschen in den Städten und des Reichtums des Industrieadels, der in Deutschland für wirtschaftlichen Aufschwung sorgte und Arbeitsplätze schuf, werden bildlich gut beschrieben.

Die Familie Faber-Castell war immer darauf bedacht, ihren Arbeitern angemessene Wohnungen und ärztliche Versorgung zukommen zu lassen - was in der damaligen Zeit absolut nicht üblich war.

Ein hervorragendes Buch, das sich zu lesen lohnt.

© Gabriele Thlon 2001


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