Francois Schuiten, Benoit Peeters: Die Sandkorntheorie Schreiber & Leser Verlag
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Ein faszinierender Mysterythriller
Die Comic-Altmeister legen mit einem neuen Band aus dem Universum der Geheimnisvollen Städte, das mittlerweile siebzehn Bände umfasst, ein spannendes und zeichnerisch faszinierendes Rätsel vor.
In Brüsel geschehen merkwürdige Dinge. In einem bestimmten Viertel tauchen in einer Wohnung immer wieder und immer mehr Steine auf, die exakt dasselbe Gewicht haben. In einer anderen Wohnung tritt immer wieder Sand auf. Zuerst freuen sich die Kinder, in der Wohnung Sandburgen bauen zu können. Doch langsam drohen sie zu ersticken. Der Koch Maurice wird immer leichter, ohne abzunehmen. Bis er sogar Bleigewichte tragen muss, um nicht davonzufliegen. Und was hat es mit dem merkwürdigen Schmuckstück eines wilden Kriegers auf sich, der bei einem Unfall ums Leben gekommen ist? Die Spezialistin für unerklärliche Phänomene, Mary von Rathen, ist zunächst ratlos. Doch die zunächst amüsanten Vorfälle werden immer bedrohlicher.
Dass der Altmeister Schuiten stark von der Architektur beeinflusst ist, kommt nicht von ungefähr, stammt er doch aus einer Architektenfamilie. Er selbst gestaltet auch architektonisch. Vor allem die architektonischen Zeichnungen in diesem Band (und auch in allen anderen Bänden von dem Autoren- und Zeichnerduo) sind grandios. Gerade im Comic können sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Manchmal erinnern die Gebäude sogar an M. C. Escher. Manchmal sind auch die Parallelen zu dem Zeichner und Autor Andreas deutlich. Die Namen dürften den Lesern der mittlerweile eingestellten Zeitschrift "Schwermetall" nicht unbekannt sein. Es ist schwierig, diesem Band ein Genre zuzuordnen. Es wäre aber wenn ein Mysterythriller, wobei er die Genrekonventionen vermeidet. Er lebt von Andeutungen und das Wissen der Ermittlerin wird nie enthüllt. Auch worum es sich bei der Sandkorntheorie eigentlich handelt, versandet. Im positiven Sinne erfährt der Leser durch diese Nicht-Erklärungen ein leichtes Unbehagen, lässt ihm aber Raum für eigene Interpretationen. Und das ist äußerst faszinierend. Die hervorragenden Zeichnungen tragen natürlich ihren Teil dazu bei. Manchmal verweilt man bei den Zeichnungen und betrachtet sie gebannt. Der Schraffurstil wirkt zu keiner Zeit hektisch, sondern ermöglicht grandiose Schattenspiele. Der in schwarz-weiß gezeichnete Band ist leicht in beige beziehungsweise grau gefärbt. Zentrale Bildelemente können so durch klares Weiß hervorgehoben werden.
Ein weiteres Meisterwerk eines bekannten und mehrfach preisgekrönten Zeichnerduos. Zugreifen.
© Jons Marek Schiemann 2010
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