Axel Simon: Tatütata für Peter Sputnik Rowohlt Verlag
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Superheld wider Willen
In seiner Groteske "Tatütata für Peter Sputnik" schildert Axel Simon die Entwicklung eines Superhelden wider Willens und seiner Sorgen und Nöte.
Peter Sputnik ist ein etwas korpulenter Busfahrer in einer ländlichen Gegend, der seinen strikt geregelten Tagesablauf über alles schätzt. Durch seine Arbeit in einen strikten Zeitrahmen gezwängt, besteht seine einzige Abwechslung nur darin, dass er nach Feierabend eine andere Jacke anzieht und in sein Stammcafé geht. In diesem Eiscafé bestellt er immer einen Krokant-Becher und schmachtet die Kellnerin Fräulein Gitti an. Was niemand ahnt: dieser unscheinbare etwas kräftige Mann ist ein Superheld, der für die geheime Weltregierung arbeitet. Nur: Peter Sputnik will das alles nicht. Er will, dass alles so bleibt wie es ist. Nur mit "Frollein" Gitti soll es weitergehen. Als er sich eines Tages aufrafft, der Angebeteten gegenüber deutlicher zu werden, geht alles schief. Nicht nur empfindet Gitti nicht das Gleiche für Sputnik, sondern er verliert auch seinen Job und der Superschurke V will die Welt vernichten. Sputnik hat nun alle Hände voll zu tun, sein Leben und die Welt wieder in Ordnung zu bringen.
Wer eine actionreiche Parodie auf das Superheldengenre erwartet, wird hier enttäuscht werden. Die Heldenaction wird nur beiläufig erwähnt und häufig komplett ausgespart. Axel Simon konzentriert sich eher auf das Innenleben seines Helden, der überhaupt nicht auffallen und nur seine Ruhe haben will. Dadurch tritt die Story leider häufig etwas auf der Stelle und kommt nicht sonderlich voran. Am liebsten möchte man es manchen Charakteren aus dem Buche gleich tun, den Helden packen, schütteln und "Tu etwas" rufen. Peter Sputnik kann ziemlich nerven, weil er Möglichkeiten hat, die er nicht nutzt und somit die Handlung nicht voranbringt. So versandet viel und viele Möglichkeiten werden verschenkt. Auch manche Hintergründe zu einigen Charakteren wie zu Herrn Seidensprung hätte man gern ausführlicher gehabt. Die große Stärke des Romans sind aber die vielen skurrilen Ideen und die Sprache. Ein verliebtes Huhn einzuführen, dass sich für einen begnadeten Jazztrommler hält, ist einfach köstlich. Oder der Bewohner des Veteranenheims, der mit einem Gewehr Jagd auf Tauben macht, weil diese angeblich als Provokation von Linken und 68ern im Park freigelassen werden würden. Viele schöne Einfälle werden quasi im Vorübergehen abgeliefert. So zum Beispiel auf Seite 279: "Niemand hatte ihn gesehen außer einem Schwarzspecht, der lieber ein Grünspecht wäre". Allein die Landschaftsbeschreibung gleich zu Beginn des Buches lohnt das Lesen. Nur die ab und zu verwendeten Fußnoten, die in ihrer Machart sehr an Terry Pratchett erinnern, sind überflüssig, da sie nicht sonderlich komisch sind und nur den Lesefluss unterbrechen.
Obwohl die Story stellenweise auf der Stelle tritt und der Held manchmal nervt, machen viele schöne Ideen und eine gute Sprache das Buch zu einem Lesevergnügen.
© Jons Marek Schiemann 2010
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