Roger Smith: Blutiges Erwachen - Rezension Literaturmagazin Lettern.de Roger Smith: Blutiges Erwachen

Tropen bei Klett-Cotta Verlag
Übersetzung: Jürgen Bürger, Peter Torberg
Hardcover, 356 Seiten
19
,90 €
ISBN: 3-608-50206-8
 

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In dem Thriller "Blutiges Erwachen" zeichnet Roger Smith ein schonungsloses Bild von dem Leben im und am Rande vom Slum in Kapstadt.

Roxanne Palmer, genannt Roxy, und ihr Mann Joe essen mit Geschäftspartnern zu Abend. Auf dem Rückweg werden sie überfallen und ihr Wagen gestohlen. Joe wird angeschossen und Roxy erkennt ihre Chance: Sie tötet ihren Mann und schiebt es den Gaunern in die Schuhe. Unterdessen ist Billy Afrika, Ex-Cop und nun ein Söldner, auf dem Weg zurück nach Kapstadt, um dort von Joe sein nicht erhaltenes Gehalt zu verlangen. Nur ungern betritt er heimischen Boden, denn mehr als nur ein Gespenst wartet hier auf ihn. Eines davon ist der psychopathische Mörder Piper, der im Gefängnis sitzt und seinen Geliebten, der einer der Banditen ist, die Roxy überfallen haben, vermisst. Als die beiden Räuber merken, dass Roxy ihnen einen Mord unterschieben will, setzen sie sie unter Druck und nur der prompt eingetroffene Billy Afrika kann Roxy schützen. Als dann noch Piper aus dem Gefängnis kommt und Bandenrivalitäten kurz davor sind einen Krieg auszulösen, bedarf es nur eines kleinen Funkens, um eine Explosion auszulösen…

Harter Stoff. Nervenschwache Leser sollten ihn lieber meiden. Aber wer ein dickes Fell hat, sollte unbedingt zugreifen. Denn hier bekommt man einen sehr guten Einblick in das Leben und Denken von Slumbewohnern. Die Milieuschilderung ist einfach hervorragend. Trotz der ganzen Brutalität und des Zynismus'. Viele Grausamkeiten werden erzählt, um zu veranschaulichen wie das Leben dort ist und schon Zwölfjährige drogenabhängig sind. Die verschiedenen Erzählstränge der unterschiedlichen Charaktere scheinen zunächst etwas unübersichtlich zu sein und von der eigentlichen Handlung wegzuführen. Aber nach ungefähr der Hälfte des Buches führt Smith alle Fäden zusammen, um eine Zündschnur zu knüpfen. Alle Charaktere mit ihren unterschiedlichen Motiven stoßen zusammen. Bei dieser Komplexität ist es schon eine gute Leistung glaubhaft zu bleiben. Roger Smith schafft es. Zu Anfang fesselt Roger Smith den Leser mit einem schön schnoddrigen Ton und schönen Vergleichen ("Er sprach ein hervorragendes Englisch mit französischem Akzent, und selbst wenn er aus dem Telefonbuch von Kapstadt vorgelesen hätte, wäre es noch Poesie gewesen."). Später wird der Tonfall erheblich nüchterner, was anhand der Gewaltzunahme aber zu rechtfertigen ist. Lustige Formulierungen wären an diesen Stellen gänzlich unpassend gewesen. Rasant geht es mit den Charakteren in die Katastrophe und niemand kommt ungeschoren davon. Ein düsteres Sittengemälde ohne strahlende Helden und ohne Hoffnung.

Ein hammerharter Thriller. Eine hervorragende Milieustudie, die dahin geht wo es weh tut.

© Jons Marek Schiemann 2010


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