Roger Smith: Kap der Finsternis - Rezension Literaturmagazin Lettern.de Roger Smith: Kap der Finsternis

Heyne Verlag
Übersetzung: Peter Torberg, Jürgen Bürger
Taschenbuch
, 370 Seiten
8
,95 €
ISBN: 3-453-43486-2

 

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Flucht und Erlösung

In seinem harten Thriller "Kap der Finsternis" entwirft der südafrikanische Autor Roger Smith ein zutiefst düsteres und gewalttätiges Sittenbild Kapstadts. Für seinen Debütroman, der jetzt als Taschenbuch erschienen ist, kam er auf die Krimi-Weltbestenliste.

Der Amerikaner Jack Burn befindet sich auf der Flucht. Nachdem in den Vereinigten Staaten für den ehemaligen Soldaten einiges schief ging, floh er mit seiner schwangeren Frau Susan und dem gemeinsamen Sohn Matt nach Kapstadt, um sich dort unter falschem Namen eine neue Existenz aufzubauen. Eines Abends entschließen sich zwei Gangster spontan, die Familie zu überfallen. Burn kann sich und seine Familie erfolgreich schützen. Doch ein Nachtwächter beobachtet das Geschehen. Zunächst greift er nicht ein. Als ehemaliger Bandenchef möchte er nur seine Ruhe und kein Aufsehen erregen. Dummerweise waren die Gangster Geschäftspartner des korrupten, rassistischen und brutalen Polizisten Rudi Barnard. Und der versucht mit allen Mitteln herauszufinden, was geschehen ist. Da ihm die interne Abteilung im Nacken sitzt, hat er auch nichts mehr zu verlieren. Ein gnadenloser Wettlauf beginnt.

Es sei schon direkt gewarnt: Das Buch ist nichts für schwache Nerven. Nicht zu Unrecht erscheint der Roman in der Heyne Hardcore Reihe. Düster und brutal wird eine Welt und ein Milieu geschildert, in dem ein Leben nichts wert ist. Bereits der erste Satz gibt die Richtung vor: "Jack Burn stand auf der Terrasse des Hauses hoch über Kapstadt und schaute zu, wie die Sonne sich im Meer ertränkte." Die trügerische Schönheit der Stadt kann nur mangelhaft die Gewaltbereitschaft verdecken, die sich in den lang gezogenen Slums breit macht.

Alle Figuren sind auf der Suche nach dem Glück (und sei es der nächste Drogentrip), nach Ruhe (der ehemalige Gangster Benny will sich nur um einen alten Hund kümmern) und Erlösung (vor allem Jack will einen Neuanfang). Doch die erbarmungslose egoistische Welt wird manchen den Tod bringen. Alle geraten in einen Strudel von Ereignissen, den niemand kontrollieren kann und der alle mit sich reißt. Sehr visuell geschrieben, hat das Buch ein sehr hohes Tempo. An diesen Aspekten merkt man den Hintergrund des Autoren Roger Smith als Drehbuchautor und Filmregisseur. Die Sprache ist durchwegs minimalistisch und reduziert auf das Wesentliche. Die vielen verschiedenen Perspektiven der unterschiedlichen Protagonisten sind sehr gut verknüpft und erinnern stellenweise an James Ellroy. Wem die Handlung übertrieben vorkommen mag, dem versichert Smith in dem Nachwort: "Es ist noch schlimmer." In dem Nachwort gibt Smith auch Auskunft über Ideenquellen und ein kurzes Interview beleuchtet einige Aspekte der Gewalttätigkeit Südafrikas und die immer noch spürbaren Auswirkungen der Apartheid.

Düster, brutal, pessimistisch, zynisch, aber gut. Wer schwache Nerven hat und den Roman links liegen lässt, verpasst den einzig legitimen Erben von James Ellroy. Die genaue Milieuschilderung des Lebens in einem Slum, lässt den Leser wütend und schockiert zurück.

© Jons Marek Schiemann 2010


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