The Rocketeer: Alle Abenteuer in einem Band - Rezension Literaturmagazin Lettern.de The Rocketeer: Alle Abenteuer in einem Band

Cross Cult Verlag
Hardcover
, 160 Seiten
29
,80 €
ISBN: 3-941-24836-7
 

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Eine nostalgische Reise in die popkulturelle Vergangenheit

Dave Stevens schuf mit "The Rocketeer" eine Serie, die eine Hommage an die klassischen Abenteuer der 1930er Jahre ist. Der Cross Cult Verlag bringt in einer liebevoll gestalteten Ausgabe sämtliche Stories von Dave Stevens in einem Band heraus.

Cliff Secord ist ein Showpilot, der sich mehr schlecht als recht im Amerika des Jahres 1938 herumschlägt. Seine schöne Freundin Betty Page ist auf dem Sprung zur großen Hollywoodkarriere, was ihm Minderwertigkeitsgefühle beschert, welche seine Eifersucht erhöhen. Eines Tages werden Gangster auf dem Flugplatz von der Polizei gestellt. Cliff stellt fest, dass sie ihr Diebesgut ausgerechnet in seinem Flugzeug versteckt haben. Dabei handelt es sich um einen experimentellen Raketenrucksack. Den großen finanziellen Erfolg vor Augen, meldet Cliff seinen Erfolg nicht, sondern lässt sich von einem Freund einen Helm bauen, um mit dem Raketenrucksack Kunststücke vorzuführen. Als ein Pilot in Lebensgefahr gerät, nutzt er seine neue Ausrüstung, um ihn zu retten. Dabei werden viele Menschen Zeugen und ein neuer Held ist geboren. Dummerweise hat er jetzt nicht nur die eigene Regierung gegen sich, sondern auch Nazispione.

"The Rocketeer" ist eine Hommage an die Abenteuersujets der dreißiger und vierziger Jahre. Insofern ist "The Rocketeer" für den Comic das was "Sky Captain and the World of Tomorrow" für den Film war. Es werden die klassischen Elemente genommen und neu angeordnet. Dabei atmet der Band das Flair der damaligen Zeit. Aber Stevens begnügt sich nicht mit einer Neuerzählung, sondern baut auch noch Zitate und Verweise ein, die sich auf damalige Pulphelden beziehen. Der Spruch „Up, up and away“ stammt von Superman und der Helikopter ähnelt sehr demjenigen vom Cover des ersten Batmanheftes. Andere Aspekte sind sehr viel deutlicher. Indem Betty Page als Comicfigur auftritt, durchaus in Posen wofür die reale Betty Page berühmt war, wird der Comic in eine reale Zeit verortet. Dann treten noch die Pulphelden Doc Savage und The Shadow auf, die hierzulande leider nicht so bekannt sind wie in Amerika. Das bei einem Abenteuerstoff, der in den 1930ern spielt, Nazispione nicht fehlen dürfen, liegt schon fast auf der Hand. Alle Klischees mit einem unschuldig naiven Helden und einer dauerentführten Heldin kommen hier vor. Das ist aber mehr eine Hommage und wird selten ironisch gebrochen. Das ist insofern schade, da ein häufigeres Augenzwinkern dem Band etwas mehr Frische gegeben hätte. Dennoch ist an allen Ecken und Enden zu merken, wie viel Liebe, Nostalgie und Erinnerungssehnsucht vorzufinden sind. Da fliegt vor Erstaunen der Hut hoch und ein Hund lächelt. Zeichnerisch ist das ganz im damaligen Stil und sehr dynamisch gestaltet. Gerade auch die Farbgebung ist hervorragend. Erzählerisch kommt hingegen der Band oft nicht ganz von der Stelle und die Exposition ist deutlich zu lang geraten. Das mag auch der schwierigen amerikanischen Erstveröffentlichung geschuldet sein, nimmt aber doch gehörig das Tempo raus.

Die Gesamtausgabe ist edel und liebevoll gemacht. Das betrifft nicht nur die äußere Gestaltung des hochformatigen Hardcovers, sondern auch die editorischen Extras, wie das gelungene Vorwort und die sehr interessante Biografie von Dave Stevens. Trotz einiger, besonders struktureller, Schwächen, ist der Band Nostalgie pur. Wer aber mit der Ära und der dazu passenden Popkultur nicht vertraut ist, dürfte hiermit nicht sonderlich viel anfangen können, aber leider auch nicht konvertiert werden.

© Jons Marek Schiemann 2011


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