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Banana Yoshimoto - Amrita
Übersetzung: Annelie Ortmanns
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Ungewöhnlich dick kommt der neue Roman von Kultautorin Banana Yoshimotos daher. Ob das auch längeren Lesespaß garantiert?
Wie üblich steht auch diesmal eine junge Frau in einer ungewöhnlichen Lebenssituation im Mittelpunkt. Nach einem Sturz auf den Kopf, mit anschließendem Gedächtnisverlust und dem Selbstmord ihrer Schwester, muss sich Sakumi erst wieder in ihrer Welt zurecht finden. Die Liebe zum ehemaligen Freund ihrer Schwester, der sie auf interessante Reisen mitnimmt, und die gute Beziehung zu ihrem kleinen Bruder, der noch zur Grundschule geht, helfen ihr dabei.
Doch bald beginnt ihr Bruder in einer eigenen, eigentümlichen Welt zu leben. Er geht nicht mehr zur Schule, wälzt frühreife philosophische Gedanken, hat Visionen, Träume, und ist geradezu in der Lage Wunder zu schaffen.
Die Romane von Banana Yoshimoto haben immer durch einen leichten Drang zum Phantastischen zu begeistern gewusst. Doch bei früheren Romanen wie Kitchen oder Tsugumi, beschrieb sie stets die zwischenmenschlichen Wunder und Geheimnisse auf bezaubernde aber doch realistische Weise.
Amrita geht jedoch ganz andere Wege, deutlich beeinflusst vom um sich greifenden Mystery-Trend wird munter eine Geschichte erzählt, die wie aus einer zweitklassigen Akte-X-Folge zu stammen scheint.
Zu unrealistisch sind die Charaktere beschrieben, um wirklich zu gefallen. Sakumis Bruder geht dem Leser über weite Strecken mit seinen übernatürlichen Fähigkeiten und seinen philosophischen Phrasen auf die Nerven, ihre eigene Gedankenwelt langweilt. Das Szenario eines Gedächtnisverlustes UND dem Selbstmord der Schwester UND den übernatürlichen Fähigkeiten des Bruders, ist einfach zu überladen.
Wenn man schließlich nach über 500 Seiten am Ende angelangt ist, ist man sehr enttäuscht, dass Banana Yoshimoto sich selber untreu geworden ist.
© Till Weingärtner 2001
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