Franz Kafkas Werke

Eine kleine Auswahl

Unsere Kunst, ist ein von Wahrheit Geblendet - Sein. Das Licht auf dem zurückweichenden Fratzengesicht ist wahr, sonst nichts. Betrachtungen über Sünde, Leid, Hoffnung und den wahren Weg.


1916   Das Urteil

Der dem expressionistischen Vater-Sohn Konflikt und Einsichten Freuds benachbarte Text ist stark autobiografisch. Mit dem Tod der Mutter beginnt die Verselbständigung des jungen Kaufmanns Georg Bendemann. Diese Selbständigkeit bedeutet aber eine Entfremdung vom Vater. Eine Heirat würde die Trennung besiegeln. Georg sieht an der Erfahrung eines Freundes auch die Schattenseiten dieser Selbständigkeit. Aber er ignoriert sie. Die Braut Georgs drängt auf baldige Heirat, was den jungen Mann aber zu einer Konfrontation mit dem Vater führt. Er erscheint in Georgs Sicht als "Riese", aber auch als Kranker. Georgs Bindungslosigkeit führt den Vater in Todesnähe. Aber gerade in der psychischen Entmachtung gewinnt der Vater innere Gewalt über Georg und wächst zum Richter empor.


1919 In der Strafkolonie

In präziser Prosa entfaltet sich aus zwei gegensätzlichen Perspektiven des Berichts das Paradox der absoluten Schuld. In einem Strafgefangenenlager soll mittels einer Maschine eine humane Verurteilung erfolgen, die in 12 Stunden den Beschuldigten das übertretene Gebot ins Fleisch gräbt. Diese Verurteilung endet immer mit dem Tod. Das Sterben unter absoluter Gerechtigkeit sei das "Menschenwürdigste". Diese Perspektive eines Offiziers wird von einem Besucher durchkreuzt.


1924 Ein Hungerkünstler

Der Bericht über die Lebensstadien eines Hungerkünstlers wird zum Gleichnis der paradoxen Situationen eines Menschen, der aus dem natürlichen Lebensbedingungen heraus in die Unbedingtheit einer geistigen Existenz tritt. Eine neue Zeit zwingt den Hungerkünstler sich in einem Zirkus einzufügen. Dort kann er zwar eine Unbedingtheit weit über die Fassungskraft der Menge vortreiben, bleibt aber immer ein unbeachtetes Hindernis auf dem Weg zum Ruhm. War seine Resonanz im Volke mit der Verfälschung seiner Kunst erkauft, so wird ihre wahre Entfaltung mit der Wirkungslosigkeit erkauft. Die Menge empfindet es als Erholung, dass der Hungerkünstler verendet und durch ein Raubtier ersetzt wird.


1926 Der Prozess

Ohne eigenes Verschulden sieht sich Josef K. auf einmal einer Anklage gegenüber, deren nähere Bedeutung er nicht versteht, und die er daher zunächst als unsinnig abtut, weil er ja schließlich nichts getan habe. Doch der Prozess wird für K. bitterernst, immer mehr fühlt er sich in die Mühlen der Justiz verstrickt, und immer mehr wächst die Bedrohung.

© Kathie Meier / Till Weingärtner


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