Vladimir Nabokov Kurzbiografie
Vladimir Nabokov, der vor allem durch seinen skandalumwitterten Roman Lolita Weltruhm erlangte, wäre am 22. April 1999 100 Jahre alt geworden. Was sein schriftstellerisches Werk auszeichnet und besonders macht, sind Nabokovs Weltoffenheit und die intimen Kenntnisse verschiedener Kulturkreise.
In Russland aufgewachsen, lebte er zunächst in Westeuropa und später in den Vereinigten Staaten von Amerika. Jeder Wohnortwechsel bereicherte ihn und seine Werke um weitere Eindrücke und lassen uns in die verschiedenen Kulturkreise Einblick gewinnen.
Vladimir Nabokov war der älteste Sohn einer russischen Adelsfamilie. Er kam am 22.4.1899 in St. Petersburg zur Welt. Bereits seit frühester Kindheit wuchs Nabokov mehrsprachig auf, da seine Erzieher und Gouvernanten aus England oder Frankreich stammten.
Nabokov verbrachte eine glückliche, aktive Kindheit. Seine Interessen reichten von der Literatur, über das Tennisspiel bis zur Schmetterlingsjagd, eine Leidenschaft, die er bis ins hohe Alter haben sollte.
In Folge der politischen Ereignisse der russischen Revolution immigrierte die Familie 1919 nach Deutschland. Nach seinem Literaturstudium in Cambridge lebte Nabokov 1922-1937 in Berlin, wo er unter dem Pseudonym V. Sirin Gedichte, Dramen, Erzählungen und erste Romane in russischer Sprache veröffentlichte.
So erschien 1926 sein erster Roman Maschenka, der von einem russischen Emigranten in Berlin erzählt. Es folgen Lushins Verteidigung (1929/30), Der Späher (1930) und Einladung zur Enthauptung (1935/36). 1937 musste er erneut emigrieren.
Nach einem dreijährigen Aufenthalt in Paris, hier vollendete er den ebenfalls das Schicksal eines russischen Emigranten beschreibenden Roman Die Gabe (1937/38), gelangte er schließlich in die USA, wo er als Lektor und Literaturprofessor arbeitete. Hier begann er, seine Werke auf englisch zu verfassen und übersetzte russische Literatur (unter anderem Puschkins Eugen Onegin) ins Englische. Auch seine eigenen, auf russisch erschienen Romane übersetzte er selber.
Der Wechsel zum Englischen machte Nabokov erneut zu einem unbekannten Autoren. In den Romanen Das wahre Leben des Sebastian Knight (1941) oder Das Bastardzeichen (1947) setzt sich Nabokov mit dem erlebten Totalitarismus auseinander. Erst der Skandalerfolg des oft als Pornografie missverstandenen Romans Lolita (1955) brachten Nabokov großen Erfolg. Dieser auch finanzielle Erfolg ermöglichte es ihm, nach Europa zurückzukehren.
1967 veröffentlicht Nabokov unter dem Titel Erinnerung, sprich seine Autobiografie, in der er vor allem seiner russischen Kindheit und Jugend gedenkt. Seine letzten beiden Romane Ada oder Das Verlangen und Sieh doch die Harkequins! erscheinen 1969 bzw. 1974. Vladimir Nabokov stirbt am 2.7.1977 in Montreux.
1986 erschien in den USA die Novelle Der Zauberer. Diese aus dem Russischen übersetzte, 1939 von Nabokov verfasste Novelle, galt lange als verschollen, nicht zuletzt, weil Nabokov sie nach eigenen Angaben im Nachwort zu "Lolita" verbrannt hatte. Sie bildet einen interessanten Vorläufer zu "Lolita".
© Till Weingärtner
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