Die ungleichen Brüder Heinrich und Thomas Mann


Ein interessanter Link zum Museum.

Buddenbrook-Haus, Lübeck


Bis heute steht Heinrich im Schatten seines Bruders Thomas, des Nobelpreisträgers. Das Verhältnis der beiden Brüder hat im Laufe der Zeit viele Höhen und Tiefen erleben müssen. Zunächst begannen beide in Eintracht ihre Karrieren als Schriftsteller.

In den Anfangsjahren war Heinrich für den jüngeren Bruder sogar ein Vorbild, seine Erfolge eröffneten auch Thomas viele Veröffentlichungsmöglichkeiten. Doch bald gingen ihren Ansichten auseinander, je sozialkritischer Heinrich Mann wurde, desto mehr wandte sich Thomas Mann von ihm ab.

Thomas Mann hatte im Jahre 1905 eine "gute Partie" gemacht, indem er die Tochter der großbürgerlichen Familie Pringsheim geheiratet hatte. Er musste nun Rücksicht nehmen, doch auch neben den äußerlichen Umständen vergrößerte sich die, durch die unterschiedlichen Weltanschauungen hervorgerufene, Kluft zwischen den beiden Brüdern. Thomas Mann etablierte sich als Bürger eines Systems, das von Heinrich Mann schriftstellerisch bekämpft wurde.

Der Konflikt findet seinen ersten Höhepunkt, als Thomas Mann es ablehnte bei Heinrich Manns Hochzeit 1914 die Trauzeugenschaft für seinen Bruder zu übernehmen. Hatten die beiden Brüder ihre Spannungen bisher untereinander ausgetragen, tritt der Konflikt nun klar an die Öffentlichkeit.

1914 bekennt sich Thomas Mann mit der Schrift "Gedanken im Kriege" klar zum Kaisertum und verherrlicht den Krieg, was Heinrich Mann sehr verletzt. Der Kontakt wird abgebrochen.

Heinrich Mann schrieb während des Krieges für "Die weißen Blätter", eine von Kriegsgegnern herausgegebene Zeitschrift. In seinen Artikeln nimmt er auch direkt Bezug auf die kriegsbejahenden Schriften seines Bruders, was Thomas wiederum veranlasst, offen über seinen Bruder herzuziehen. Das Verhältnis verwandelte sich geradezu in Hass, kaum eine Handlung oder Äußerung Heinrichs blieb ohne bösartige Bemerkungen des Bruders.

1917 lehnt Thomas Mann eine von Heinrich Mann vorgeschlagene Versöhnung deutlich ab. Es sollte noch einmal vier Jahre dauern, in denen Thomas Mann durch die Erfahrungen in der jungen Republik, der Revolution und des Terrors von Rechts seine Ansichten neu überdachte und sich anlässlich einer schweren Erkrankung Heinrich Manns 1922 mit ihm versöhnte.

© Till Weingärtner


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