Ein Besuch im Buddenbrookhaus



Es ist schon etwas merkwürdig. Ich spaziere durch die Einkaufsstraßen von Lübeck, mache ein wenig Shopping und dann taucht es auf einmal auf, das Buddenbrookhaus in der Mengstraße. Plötzlich sind die Stimmen der vielen Menschen und der Verkehrslärm kaum noch zu hören.

Ich gehe hinein und befinde mich in einer anderen Welt. In der Welt der Familie Mann und ihrer Literatur.

Vielleicht sollte ich zuerst einmal etwas über das Haus erzählen. Das 1758 erbaute Haus wurde 1842 von Johann Siegmund Mann erworben, dem Großvater Heinrich und Thomas Manns. Die beiden verbrachten viele Stunden ihrer Jugendzeit in dem großväterlichen Besitz. Es ist keine Übertreibung, wenn man behauptet: Es gibt in der Weltliteratur wohl kaum den Fall, dass ein Haus durch ein literarisches Kunstwerk zu solchem Ruhm gelangt, wie das Haus der Großeltern Mann durch den Roman Die Buddenbrooks.

Nachdem die Hansestadt Lübeck 1991 das Buddenbrookhaus erworben und umgebaut hat, soll es nun an Heinrich und Thomas Mann erinnern.

Gleich neben dem Eingang befindet sich der Museums-Shop. Eine Warnung für alle Liebhaber des Buddenbrookromans und der Gebrüder Mann: Man sollte sich vorher mit den notwendigen Sachen fürs Leben eindecken, denn nach dem Besuch im Shop ist an weitere Einkäufe nicht mehr zu denken. Es gibt dort so nette Sachen wir Thomas-Mann-Briefpapier, Kaminhölzer, Lesezeichen, Poster und Plakate und natürlich jede Menge Bücher der gesamten Familie Mann.

Dann kann es aber endlich losgehen. Im Erdgeschoss des Hauses befindet sich die Dauerausstellung, die das Leben und Werk von Heinrich und Thomas Mann darstellt. Es gibt Bilder der Familie Mann und das frühe Lübeck um 1880. Ein großer Teil der Ausstellung beinhaltet die Entstehung des Buddenbrookromans.

Natürlich kommt auch der Brüderstreit zur Sprache und man kann sich verschiedene Erstausgaben ansehen, so zum Beispiel den Professor Unrat von Heinrich Mann.

Über eine breit geschwungene Treppe kommt man in das erste Stockwerk. Dort befindet sich ein Veranstaltungssaal für Lesungen und Tagungen. Das Buddenbrookhaus ist aber nicht nur auf die Brüder Mann fixiert. Da ist natürlich zum Ersten die Familie, die berühmten Kinder Klaus, Erika und Golo Mann. Es gibt auch Veranstaltungen über Kafka, Döblin, Musil und Lesungen moderner Autoren.

Die Verwaltung ist für die Öffentlichkeit nur nach Anmeldung zugänglich. Wer in Lübeck über Thomas und Heinrich Mann arbeiten will, findet hier auf jeden Fall Unterstützung.

Unter dem Dach des Buddenbrookhauses gibt es eine kleine Wohnung, in der Stipendiaten einige Monate arbeiten können.

Momentan befindet sich das Haus im Umbau und man darf gespannt sein auf die Wiederherstellung dreier Räume aus den „Buddenbrooks".

Für mich Grund genug, bald mal wieder in die Welt der Familie Mann einzutauchen.

© Ute Krusche


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